Der Sixties-Fuzz-Pop der Reveonettes muss sein. Ansonsten gibt es ja keine gescheite Musik, oder?

Der Hauptgrund dafür, dass es The Raveonettes gibt, ist die Langeweile. Als Bandchef Sune Rose Wagner (gebürtig Däne) 1999 in Los Angeles wohnte, langweilten ihn alle Konzerte. Das Gefühl, die Rockmusik sei am Punkt angelangt, an dem alles möglich sei und daher nichts mehr Sinn ergebe. An den Ursprung zurückzugehen, fand er gut. Pseudoalt und echt nostalgisch zu klingen, fand er dagegen – zu langweilig. Nicht mal „Seven Nation Army“ von den White Stripes, alles andere als retro, gefällt ihm. „Hmm… a bit boring.“ Stimmt, manchmal ist die ganze Plattensammlung so schlecht wie der Tag, an dem man sie durchhört. So massive Unzufriedenheit wie die von Sune Rose Wagner lässt sich aber nur mit System überwinden. Das System der Raveonettes: Sie spielen alle Lieder in der gleichen Tonart. Auf dem bekannten Mini-Album „Whip It On“ in sinistrem B-Moll, auf dem neuen, „Chain Gang Of Love“, in heiterem B-Dur. Zweitens hat keiner ihrer Songs mehr als drei Akkorde. Manchmal sogar nur zwei. Das ist ein ausformuliertes Dogma, das mit dem dänischen Autorenfilm-Dogma nur zufällig das Geburtsland der Verfasser gemeinsam hat.

Die Drei-Akkord-Regel ist wohl vor allem verantwortlich dafür, dass die Raveonettes-Musik nach Fünfziger- und Sechziger-Rock’n’Roll klingt (denn der kam vom Blues, und der Blues hat drei Griffe), mit dem süßen Satzgesang von Wagner und Band-Partnerin Sharin Foo und heillos verzerrten Gitarren, die direkt in den Computer gestöpselt und so digital wie möglich aufgenommen werden. „Alle großen Songs bestehen aus drei Akkorden“, referiert Wagner die alte Bauernregel, „aber es gibt noch so viele Möglichkeiten. Das ist ziemlich interessant“ „Chain Gang OfLore“ biete dann auch „einen klassischen Song nach dem anderen“, meint Wagner. Ein Konzert der Raveonettes erweist sich im Test trotzdem als, tja, etwas langweilig, und wenn man genau nachzählt, stellt man auch noch fest, dass zum Beispiel Phil Spectors „Be My Baby“ tatsächlich fünf Akkorde hat.

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