Die Welt als Wille

Die französische Sängerin Zaz begeistert mit Songs aus Chanson, Gypsy-Swing und Klezmer – und spricht gern mit Tieren und Bäumen.

Zum Einschlafen noch ein bisschen Fernsehen. Auf den braunen Ledersesseln von Stefan Raab sitzen Joey Kelly mit und Guido Knopp ohne Mütze. Aus gegebenem Anlass steht auf dem Tisch ein Pappaufsteller mit der Aufschrift „Dr. Stefan Raab“. Die Augen werden schwer, man döst so vor sich hin. Eine krächzige Trompete, untermalt von Gypsy-Swing, holt einen zurück. Da springt eine Wilde wie Ronja Räubertochter über die Bühne, keucht ein heiseres „Je veux“ („Ich will“) hervor und imitiert mit den Lippen den Klang eines Blechblasinstruments. Stefan Raab nimmt ihr das Mikrofon aus der Hand und improvisiert in Tanzbärenmanier ein auf die Melodie gesungenes „Frère Jacques“.

Die Frau heißt Isabelle Geffroy und hat bereits 2010 unter dem Künstlernamen Zaz ein in Frankreich höchst erfolgreiches Debüt abgeliefert, wird dort gar als die neue Edith Piaf gefeiert. Das Werk schaffte es auf Anhieb auf Platz eins der französischen Charts und hielt sich dort 25 Wochen. Vorausgegangen war der Gewinn eines Talentwettbewerbs. Gerade ist ihr Erstling noch einmal neu aufgelegt worden, samt vier Bonustracks und einer DVD mit Konzertmitschnitt und Dokumentation.

Mit Beharrlichkeit und Fleiß hat Zaz es in zehn mageren Jahren zum ersten Album gebracht. Als Piano-Dame in Cafés und Bistros, als Sängerin in der Latino-Gruppe Don Diego, auf den Straßen von Paris. Ihre Faszination liegt in einer verspielten Echtheit, in einer naiv-traumtänzerischen Weltsicht. „Je veux“ singt es ganz laut hinaus: „Ich brauche keine Suite im Ritz! Schmuck von Chanel – mir doch egal! Eine Villa? Pah!“

Ihr liebster Ort ist das 200-Seelen-Dorf Malarce-sur-la-Thines in den Cevennen. Durch enge Serpentinen schlängelt man sich den Weg nach oben. Das alte Gemäuer ist für jeden zugänglich, ein Friedhof grenzt daran. Im Sommer könne man dort schön übernachten, nur Angst vor Geistern sollte man nicht haben. Jetzt ist Isabelle in ihrem Element, die Worte sprudeln nur so heraus: ganzheitliche Spiritualität, Geister, fließende Energien, der Dialog mit Tier und Natur! „Ich glaube an eine unbeschreibliche, heilige Dimension des Lebens. Und natürlich kann man mit Bäumen reden. Das ist kein Dialog im eigentlichen Sinne, das ist eine andere Art der Kommunikation, eine unglaublich weise.“ Ob sie ein Lieblingstier hat? So zum Sprechen? „Jedes Tier hat seine Eigenheiten; besonders Wölfe habe ich immer geliebt. Ich mag aber auch das Chamäleon sehr.“ Aha! „In der Musikindustrie muss ich mich den Gegebenheiten anpassen und das System durchschauen – genau wie das Chamäleon. Ändern lasse ich mich aber bestimmt nicht.“

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