Edel, gut und schön: Madeleine Peroux

Wenn sie singt, werden Bilder von melancholischen Barsängerinnen früherer Zeiten wach – im Abendkleid, mit Blume im Haar, die Zigarettenspitze in der Hand, dezent ans Piano gelehnt. Doch leider: Peroux ist groß und kräftig, trägt Jeans und Gitarre, und nur ein goldenes Glitzerhemd dokumentiert ansatzweise Show-Attitude. Mit tiefer Stimme sagt sie ihre Songs an, um dann mit gehauchtem Timbre fast seufzend von trunkenen Entgleisungen und heftiger Sehnsucht zu singen. Dabei ist sie erst 23 – Amerikanerin, aufgewachsen in Paris, Mutter Bankerin, Vater Schauspieler in Los Angeles. Als Teenager machte Madeleine Straßenmusik, dann Konzerte auf der Croisette in Cannes „La Vie En Rose“ à la Peroux. „Eine unbezahlbare Schule.“

Heute ist das anders. Heute ist Madeleine entdeckt, hat ein exzellentes Debüt namens „Dreamland“ vorzuweisen und wurde im New Tforker „Lincoln Center“ als Billie-Holiday-Interpretin gefeiert. Fast schon eine Image-Falle. „Ein Markenzeichen paßt in bequeme Denkschablonen. Dabei ist unsere Realität so fragmentarisch, daß es sekundär ist, aus welcher Epoche ein Song stammt.“

Miss Peroux ist immer wieder erstaunt, wenn snobistische Kollegen ihr musikalisches Handwerk wie Notenlesen, Transponieren oder Komponieren bewundern. „Plötzlich wird für sie aus der kleinen Sängerin die gestandene Musikerin“, lacht sie.

Um allerdings so singen zu können, wie sie singt, hat sie sich einen entscheidenden Tip von einem legendären Balladensänger aus Paris namens Roscoe erkauft „Mit einem Diner und viel Rotwein. Zum Dessert sagte er: „Nimm ’nen Strohhalm und puste eine Minute lang langsam durch. Wenn du es schaffst, kannst du überall mühelos singen‘.“ Madeleine hat’s geschafft.

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