Electrical Storm

Von Größenwahn zu Live-Triumphen: Wie sich die verschiedenen Versionen von U2 auf DVD treffen

Manche Bilder werden viel schneller alt als die dazugehörigen Melodien. Wer sich die Veränderung, die U2 in den vergangenen 16 Jahren durchlaufen haben, noch einmal extrem deutlich vor Augen halten will, muss nur zur „Rattle And Hum“-DVD greifen. Da hat Regisseur Phil Joanou die Band leider etwas zu ernst genommen und gleich zu den Rettern Amerikas stilisiert. Sie spielen – immer in bedeutungsschwangerem Schwarzweiß in Szene gesetzt – in Kirchen, in berühmten Studios, mit wichtigen Kollegen. Ein bisschen unwohl scheinen sie sich dabei zu fühlen – als spürten sie schon, dass das Projekt zu groß ist, bis sie schließlich im Stadion stehen, und dort wird alles gut (und bunt).

Die Compilation „The Best Of 1990 -2000“ macht es einem leichter. All die irren Videoclips halten einen in Atem von den wunderbaren Filmchen zu „One“

und „Stay (Far Away, So Close!)“ bis zu den eher ungewöhnlichen Experimentierstückchen wie „Numb“ oder „Discotheque“. über „Miss Sarajevo“ schweigen wir lieber, das hat ja eine Band namens Passengers verbrochen, nicht U2.

Wie gut denen die Tour nach „All That You Can’t Leave Behind“ getan hat, zeigt sich schon daran, dass sie anschließend gleich zwei Live-DVDs veröffentlicht haben. U2 hatten den direkten Draht zum Publikum wiedergefunden. „Elevation 2001 – Live In Boston kommt mit Doku und Making-Of und fast zwei Dutzend Songs, ist also unverzichtbar. Ebenso eindrucksvoll: „U2 Go Home – Live From Slane Castle, Ireland“, ein euphorisch gefeiertes Heimspiel. Als Extra gibt es hier eine Dokumentation von 1984, als U2 eben dort „The Unforgettable Fire“ aufnahmen. Ein herrlicher Kontrast und ein Beweis, dass sich U2 ihrer Vergangenheit nicht zu schämen brauchen. Und der Gegenwart schon gar nicht.

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