Eric Pfeils Pop-Tagebuch: Bruce Low schrieb nie ein Lied über mich

Erwähnte ich schon die Göttlichkeit der neuen Platten von Chuck Prophet, Ty Segall und The Growlers? Ach, tat ich schon? Nun, dann nehme ich jetzt mein Pferdehalfter von der Wand, klappe meinem Gaul die Scheuklappen über und reite in eine Welt, in der bessere Lieder über mich geschrieben werden ...


Folge 62

Interessant: Es gibt Sachen, die nerven, obwohl man sie gar nicht wirklich mitbekommen hat. Beispiel: Stefan Raabs Bundesvision-Quatsch. Ich habe die Sendung gar nicht sehen müssen, aber ein Foto von Raab und den feixenden Revolverheld-Lümmeln reicht mir, um schlechte Laune zu kriegen.

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Ein sehr kurzes Gedicht zum Thema „Künstlernamen“. Möglicherweise das kürzeste Gedicht, das je zum Thema „Künstlernamen“ geschrieben wurde:

Den besten Künstlernamen hatte sowieso

Bruce Low.

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Ich muss hier und heute einfach mal ein Loblied auf einen Kollegen singen. Ich lese selbst keinerlei Blogs. Weniger aus Ignoranz, sondern weil ich vor lauter Haushalt zu solcherart Freizeitvergnügen gar nicht komme. Der einzige Mensch, dessen schreiberisches Schaffen in den Weiten der Digitalität ich verfolge, ist George Starostin. Starostin heißt eigentlich Georgiy Sergeevich und wirkt, wenn er nicht gerade Musik rezensiert, als russischer Linguist. Man könnte dem Eindruck anheimfallen, dass es um Starostins Linguistenkarriere nicht allzu gut bestellt ist: Der Mensch schreibt soviel über Musik, dass ich mir nicht recht vorstellen kann, dass da noch sonderlich viel Zeit für die ganze herrliche Linguistik übrigbleibt.

Starostin resenziert sich auf seiner Seite durch die komplette Musikgeschichte. „Scheuklappenlos“, würde ich schreiben, wenn ich die Scheuklappenformulierung nicht so doof fände. Gegenwärtig bespricht der Mann ALLE Alben von Black Sabbath und die Solo-Werke von Agneta Fälskög. Davor waren Black Box Recorder und Billy Joel dran. Wärmstens empfohlen, die Seite.

Ich sehe gerade: Jetzt hat er auch mit den Frida-Soloalben angefangen.

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Der gebürtige Holländer Bruce Low hieß eigentlich Ernst Gottfried Bielke. In den sogenannten 70er Jahren hat mir der Mann mit der Aschenbecherstimme mit seinen moralisierenden Gospel-Schlagern so manche TV-Sendung versüßt. Vorher sang er vor allem Cowboysongs. Als seine Karriere in den Sechzigern kurzzeitig einknickte, schrieb er eine Weile unter dem nicht ganz so schillernden Pseudonym Thomas Gallauner Artikel für die Zeitschrift Jasmin. So sehr ich den ROLLING STONE schätze: Ich würde auch gerne für die Zeitschrift Jasmin schreiben, von mir aus auch unter Pseudonym. Dwight M. Esterhazy oder so. Wie sich das für einen Mann seines Formats gehört, schrieb Low irgendwann auch seine Memoiren. Der Titel: „Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand“.

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Gestern habe ich im Internet den Test „Welcher Song wurde über Dich geschrieben?“ gemacht. Während bei etlichen Freunden beneidenswerterweise „Wild Thing“ von den Troggs herausgekommen ist, hat es bei mir nur für „Don’t Stop Believin’“ von Journey gereicht. Ich finde das in Ordnung, muss aber zugeben, dass es Tage gibt, an denen ich mich eher wie „In A Gadda Da Vida“ von Iron Butterfly fühle. Immerhin bin ich nicht „Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand“. Wobei …

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Ich habe mich soeben selbst nominiert, hier die Liste meiner „10 liebsten Blödelbardenplatten“ hinzuschreiben. Es ist dies eine Liste aus der everlasting Reihe „Listen, die der Welt nichts bringen“. Vermutlich auch eine Liste aus der Reihe „Listen, für die Frauen, die ohnehin schon keinen Bock mehr auf Männer und ihre bescheuerten Listen haben, nun wirklich keinerlei Verständnis mehr aufbringen“. Man sollte all diese Platten natürlich sofort mehrfach kaufen:

Die 10 besten Blödelmusik-Platten aller Zeiten

1. Ulrich Roski: Das macht mein athletischer Körperbau

2. Insterburg und Co: Die hohe Schule der Musik

3. Frank Zander: Zanders Zorn

4. Frank Zander – Donnerwetter

5. Gebrüder Blattschuss: GmbH & Chor KG – Gesänge mit beschränkter Hoffnung

6. Mike Krüger – 79er Motzbeutel

7. Erste Allgemeine Verunsicherung: Geld oder Leben

8. Radiohead – alles

9. Ulrich Roski: Der kleine Mann von der Straße

10. Fredl Fesl – Fredl Fesl

So, das sollte für dieses Mal als Meditationsstoff genügen. Erwähnte ich schon die Göttlichkeit der neuen Platten von Chuck Prophet, Ty Segall und The Growlers? Ach, tat ich schon? Nun, dann nehme ich jetzt mein Pferdehalfter von der Wand, klappe meinem Gaul die Scheuklappen über und reite in eine Welt, in der bessere Lieder über mich geschrieben werden …

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