Fred Ball alias Pleasure schraubt im Geist des Prog-Rock die eigenen Wave-Hits zusammen

Dieser Fred Ball ist schon ein ziemlicher Nerd: Der 22-jährige Norweger gehört zu denen, die stundenlang an alten Synthesizern herumschrauben, wenn sie nicht neue Songs schreiben oder in ihren Schlafzimmern welche aufnehmen. Sonstige Hobbies? Fehlanzeige! Noch vor drei Jahren arbeitete Fred in einem Kindergarten seiner Heimatstadt Fredrikstad. Doch immer nur Lieder über den Bi-Ba-Butzemann singen und auf Xylofonen klöppeln, das war eindeutig zu unbefriedigend für einen Jungen, der schon als 12-Jähriger lieber Rick Wakeman von Yes gewesen wäre: „Ich hatte damals extrem lange Haare und ein silbernes Cape. Wenn ich allein war, hängte ich es mir um die Schultern und stellte mich so vor den Spiegel. Die meisten Leute glaubten, ich und meine Freunde seien schwul.“

Mit 19 hatte der Popstar in spe die Schnauze voll vom piefigen Kleinstadtleben. Er schnappte sich seine kümmerlichen Ersparnisse, ging nach London und startete das Projekt Pleasure: „Für den Namen habe ich mich entschieden, weil ich eine Wohlfühlpop-Platte machen wollte, der man gerne zuhört“, sagt er ohne eine Spur von Ironie. Das Debütalbum von Pleasure klingt tatsächlich so angenehm poppig und leidenschaftlich künstlich, als hätte man die besseren New-Wave-Hits der Achtziger auseinandergenommen und völlig neu zusammengesetzt: Hier ein wenig Vocoder, dort einen Hauch Synthie-Glitter. Und über allem schweben Über-Einflüsse wie Blondie und Prince.

Wirklich neu sind nur die guten Melodien. Die kann Fred selber leider nicht singen: „Das hört sich verboten an, wie eine Blechtröte“, behauptet er. Also mussten Sänger her, am liebsten prominente. „Über Freunde bin ich an Adressen von Leuten wie Justine Frischmann von Elastica, Ed Harcourt und Cerys Matthews gekommen. Ich schickte ihnen ein paar rohe Song-Fragmente und wartete, was passiert.“ Alle waren von Pleasure sehr angetan und machten mit. Cerys Mathews ließ sich von Ball obendrein einen Song für ihr Soloalbum schreiben.

Auch die englische Presse ist begeistert. Nur zu gut passt dieses Füllhorn des glamourösen Achtziger-Pop zu den aktuellen Trends. Vor Punk-Anklängen muss sich niemand fürchten – Fred Ball ist im Herzen ein Prog-Rocker, Popper und Disco-Boy. Doch während die stilistisch verwandten Zoot Woman live und aufPlatte ein wenig steif und bemüht wirken, klingt Pleasure leicht und verspielt. Der Norweger scheint immer noch heimlich mit dem Silbercape vor dem Spiegel zu posieren – was seiner Musik gar nicht mal schlecht bekommt.

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