Für ihr Comeback haben sich The Bangles eine Freiheit erkauft, die sie damals als Garagenband nur eine selbstproduzierte Single lang hatten

Ja, sie sind ausgebeutet worden, nah- und ferngesteuert, nach Strich und Faden. Wenn es darum ging, welche relevante Frauen-Popgruppe als erste ohne Fremdbestimmung existiert hatte, nannten alle immer die Bangles (und die Go-Go’s)- ein schöner Wunsch. Damals konnten sie über die Geschichte ihrer Erniedrigung nicht sprechen, nach der Trennung im Jahr 1990 auch nicht (weil man nach einem Split keine Interviews gibt). Heute, nach der Wiedervereinigung, erzählen sie davon, natürlich auf die beiläufige Art, wie Leute in Interviews immer über alles sprechen. Als hätten sie schon in den Achtzigern darüber gelacht. Sie sind ja keine Frauenrechtlerinnen, mehr Pragmatiker; Es fing schon beim ersten Videodreh an, als sie sich als Stubenmädchen verkleiden mussten. „Im Studio habe ich gegen das Keyboard auf ‚More Than Meets The Eye‘ von unserem ersten Album gekämpft“, sagt Gitarristin Vicki Peterson. „Ich wollte unbedingt echte Streicher. Irgendwann habe ich dem Produzenten meine Kreditkarte hingeknallt und gesagt: Gut, dann lege ich das Geld dafür aus! Danach ging ich erstmal zum Kotzen aufs Klo.“ Das sei der Unterschied bei den Aufnahmen zur Comeback-Platte „Doll Revolution “ gewesen, rekapituliert Susanna Hoffe: „Es kam nie ein Mann mit grimmigem Gesicht rein, der sagte: Das geht so nicht!“ Dieses Mal zahlten sie wirklich alles selbst.

Es ist unwahrscheinlich, dass eine Band erst 21 Jahre nach der Gründung zum ersten Mal ursprünglichste Arbeitsbedingungen hat, so wie die Bangles. Es hat Susanna Hoffe an die Zeit erinnert, als sie in lila Wildlederschuhen ins „Whiskey A Go-Go“ ging, ein Sixties-Girl sein wollte und mit den Freundinnen für 35 Dollar die Single „Getting Out Of Hand“ aufnahm, die auf „Doll Revolution“ sis Bonus-Track angehängt ist und überdeutlich den Kreis schließt. Heute sei die Mitgliedschaft in der Band nicht mehr wie das Leben in einem kommunistischen Land, meint sie, denn alle hätten Familie und andere Prioritäten. So sagt es Bassistin Michael Steele: „We have no time for bullshitting.“ Immer wollten die Bangles ein Album machen, auf dessen Cover keine glamourösen Bandfotos sein sollten. Auch abgehakt, sie haben es selbst gemacht. Und deshalb steckt die beste Platte der Bangles-Karriere in der scheußlichsten Hülle ihrer Discografie.

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