Geezer Butler: Rührende Erinnerung an Freundschaft mit Ozzy Osbourne

„Die Leute dachten immer, Ozzy sei ein wilder Irrer – dabei hatte er ein Herz aus purem Gold.“

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Geezer Butler erinnerte sich nach dem Tod von Ozzy Osbourne in der vergangenen Woche an seine gemeinsamen Erlebnisse mit dem Sänger. Am Montag veröffentlichte der Bassist und Texter von Black Sabbath einen Nachruf in der „London Times“, in dem er ihre Verbindung als ein „unsichtbares Band“ beschreibt und über ihren letzten gemeinsamen Auftritt am 5. Juli reflektiert.

„Für mich war Ozzy nicht der Prince of Darkness – wenn überhaupt, dann war er der Prince of Laughter“, schrieb Butler. „Er hätte alles für einen Lacher getan, ein geborener Entertainer.“

Letzte Begegnung – schwerer Abschied

Der Musiker blickte in seinem emotionalen Text auf das erste Treffen mit Osbourne Ende der Sechziger zurück und erinnerte sich auch an die Tage vor dem finalen Auftritt am 5. Juli – nur zwei Wochen vor Ozzys Tod. „Ich wusste damals nicht, dass ich Ozzy nach dieser Nacht nie wiedersehen würde“, schrieb er.

Butler schilderte, dass er zusammen mit Tony Iommi und Bill Ward einige Tage probte, bevor sich Osbourne dazugesellte – und schnell wurde klar, dass ihn selbst das Sitzen während der Proben nach sechs oder sieben Songs erschöpfte.

„Ich wusste, dass es ihm gesundheitlich nicht gut ging, aber ich war nicht darauf vorbereitet zu sehen, wie gebrechlich er war“, schrieb Butler. „Er wurde von zwei Helfern und einer Krankenschwester in den Proberaum gebracht und benutzte einen Gehstock – ganz Ozzy: Der Stock war schwarz, besetzt mit Gold und Edelsteinen. Er sagte kaum mehr als die üblichen Begrüßungen, und wenn er sang, tat er das im Sitzen.“

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Vom Clubgänger zur Rocklegende

„Er war wirklich still im Vergleich zum alten Ozzy.“

Butler erinnerte sich daran, wie er Osbourne erstmals in Birmingham begegnete, wenn sie sich nach langen Clubnächten auf der Straße kreuzten. „Wir waren komplette Gegensätze“, so Butler. „Damals hätte ich nie gedacht, dass wir ein Jahr später Black Sabbath gründen und eine völlig neue Form der Rockmusik erschaffen würden.“

Ihr erstes richtiges Treffen war 1968, als Butlers damalige Band einen Sänger suchte – und Osbourne einen Job. Butler ging zu dessen Haus, das nur drei oder vier Straßen entfernt lag, doch Osbourne war nicht zu Hause. Später kam Ozzy zu Butler. „Mein Bruder machte auf und sagte zu mir: ‚Da ist etwas an der Tür, das nach dir fragt‘“, schrieb Butler. „Ich sagte: ‚Was meinst du mit „etwas“?‘ Er sagte: ‚Du wirst schon sehen.‘“

„Ein Herz aus Gold“ – trotz seiner Skandale

„Es war der Mod mit Kurzhaarfrisur, den ich immer von den Allnightern nach Hause laufen sah – aber diesmal trug er keinen Anzug, sondern den braunen Arbeitskittel seines Vaters, hatte eine Schornsteinfegerbürste über der Schulter, einen Schuh an der Hundeleine und war barfuß“, erinnerte sich Butler. „Er sagte: ‚Ich bin Ozzy.‘ Als ich fertig gelacht hatte, sagte ich: ‚Okay, du bist in der Band.‘“

Osbourne und Butler gründeten zunächst Earth, woraus später Black Sabbath wurde – gemeinsam mit Tony Iommi und Bill Ward. Das erste Konzert, so Butler, endete in einer „massiven Schlägerei“ – und machte die Band untrennbar.

„Die Leute dachten immer, Ozzy sei ein wilder Irrer – aber er hatte ein Herz aus purem Gold.“

„Die meisten seiner berüchtigten Eskapaden – die Fledermaus-Geschichte, das Abbeißen eines Taubenkopfes, das Pinkeln auf den Alamo, Ameisen ziehen – passierten in seinen Solojahren, außerhalb des disziplinierteren Sabbath-Umfelds“, schrieb Butler. „Aber wenn man ihn als Freund brauchte, war Ozzy immer da.“

Eine Freundschaft bis zum Schluss

„Als mein Sohn mit einem Herzfehler geboren wurde, rief Ozzy mich jeden Tag an, um zu fragen, wie ich zurechtkomme – obwohl wir ein Jahr lang keinen Kontakt hatten.“

Vor dem letzten Konzert im Juli trafen sich Osbourne und Butler zur Promo eines Aston Villa-Trikots mit Adidas – das erste Mal seit 2017. Auch wenn sie in dieser Zeit nicht gesprochen hätten, sei ihre „Verbindung unzerstörbar“ gewesen, so Butler. Er schrieb, dass er den Abschluss des Konzerts bereue, da Osbourne „auf seinem Thron“ saß und nicht aufstehen konnte, um sich zu verbeugen.

„Tony schüttelte ihm die Hand, ich überreichte ihm eine Torte – aber es war ein seltsames Gefühl, unsere Geschichte so zu beenden“, schrieb Butler. „Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit hinter der Bühne mit Ozzy gehabt – aber Wünsche sind jetzt sinnlos. Wie Ozzy zu sagen pflegte: ‚Wünsch mit der einen Hand – und scheiß in die andere, und schau, welche sich zuerst füllt.‘“

„Es war ein verdammt guter Ritt“

Butler beendete seinen Text mit Dankbarkeit – für Osbourne und für den letzten gemeinsamen Auftritt.

„Ich bin so privilegiert, den Großteil meines Lebens mit ihm verbracht zu haben. Natürlich fallen mir Millionen Dinge ein, die ich noch hätte schreiben sollen, aber wie fasst man 57 unglaubliche Jahre Freundschaft in ein paar Absätzen zusammen?“, schrieb er. „God bless, Oz – es war ein verdammt guter Ritt! Ich liebe dich!“

Tomás Mier schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil