Gemalter Rock’n’Roll – Der Illustrator JUSTIZ HAMPTON aus Seattle gestaltet fortan die „New Voices‘-Cover.Ohne Computer,dafür mit Pinsel und Farbe

Verstehe einer die Künstler. Oder besser gesagt: Verstehe einer diesen Künstler. Da lebt der Mann in der ehemaligen Grunge-Hochburg Seattle, vor seiner Haustür spielen die angesagtesten Bands der Ostküste, er malt Poster für Acts wie Radiohead, Blur und die Stone Temple Pilots, und obwohl er bekennender Marilyn Manson-Fan ist, lautet sein größter Wunsch: einmal ein Plakat für Pink Floyd machen zu dürfen.

Der Mann heißt Justin Hampton und wird von dieser Ausgabe an die Hüllen der „New Voices“-CDs gestalten. Der 33-jährige Hampton wurde in Santa Cruz/ Kalifor-nien geboren, verbrachte seine Jugendjahre Oregon und zog dann nach Seattle, wo er am dortigen „Art Institute“ Kunst studierte. Nach seinem Abschluss im März 1990 fing er als Zeichner bei dem Musikmagazin „Rocket“ an und lernte hier natürlich eine Menge seiner künftigen Klienten kennen.

Gezeichnet hat Justin schon von Kindsbeinen an: „Ich bin mit dem Bleistift in der Hand groß geworden. Damals hat mir mein Vater jede Woche neue Comics mitgebracht – von Batman über Captain America bis hin zu den Fantastic Four. Und die hab ich nicht nur verschlungen, ich habe sie auch – so gut ich damals konnte – kopiert. Und manchmal hab ich mir sogar mutig neue Szenarien ausgedacht. Später bin ich dann auf die Hefte der San-Francisco-Szene umgestiegen: Zap!, Rip Off Press und Underground Comix.“

1994 verließ Justin das „Rocket“-Magazin und machte sich selbstständig: „Ich habe anfangs eine Menge Commercials gezeichnet, für Plattenfirmen, Fernsehanstalten und Schuhhersteller. Aber aus meiner Zeit bei ,Rocket‘ kannte ich ja auch ein paar Konzertveranstalter. Also durfte ich zunächst einmal ein paar Flyer für sie zeichnen. Mit Werbung kann man zwar viel Geld verdienen, aber diese Flyer passten einfach viel besser zu den ausgeflippten Images, wie ich sie nun mal gerne zeichne. Und siehe da – das Publikum und die Veranstalter liebten meine Flyer. So flatterten dann nach und nach auch die Aufträge für Konzertposter ins Haus.“

Bis dato zählten zu seinen Klienten u. a. Pantera, White Zombie, Soundgarden, Thrill Kill Kult, Nick Cave, PJ Harvey, Marilyn Manson und Bob Dylan, um nur einige zu nennen. Heute sind die limitierten Siebdruck-Konzertposter von Justin Hampton begehrte Sanimierstücke und werden von Galerien in aller Welt verkauft. Welchen Status der Künstler inzwischen in seiner Heimatstadt besitzt, beweist die Tatsache, dass das Seattle Experience Music Project-Museum eine komplette Kollektion seiner Poster erstanden hat und zahlreiche seiner Werke die permanente Ausstellung des Hauses schmücken. Aber vielleicht liegt das ja auch an der Art, wie er arbeitet. Im Gegensatz zum Gros seiner Kollegen, die den Computer zu Hilfe nehmen, malt Hampton seine Poster nämlich mit der Hand.

Justin: „Ich will nicht so weit gehen und sagen, dass die Arbeit mit dem Computer Betrug ist, aber ich muss einfach einen Stift oder einen Pinsel in der Hand haben. Ich muss mir das ganze Bild von A bis Z ,ermalen‘. Gut, manchmal benutze ich auch mal einen Computer, aber nur, um die Farben abzustimmen.“ Und was hört er so bei der Arbeit? Justin: „Am liebsten Industrial, denn dann stellen sich die Images viel schneller ein als bei Softrock oder R&B. Ich arbeite auch liebend gern für Industrial-Bands, denn dann kannst du richtig loslegen. Du kannst Monster einsetzen und dir die düstersten Sachen ausdenken. Aber alles ist natürlich auch eine Frage der Stimmungen, und meine Stimmungen schwanken leider recht häufig.“

Einen Namen hat er sich auch als Comicbook-Zeichner gemacht. Justin: „Ich habe zwei Bücher gezeichnet. Das eine, ,Rat‘, erschien 1997 und ist inzwischen leider vergriffen. Aber ich hoffe, dass der Verlag bald mit einem Nachdruck herauskommt. Das andere, ,Twitch‘ erschien schon 1994 und ist immer noch zu haben.“

Aber der Künstler ist auch noch anderweitig aktiv; er hat einen Web-Cartoon kreiert, der seit einiger Zeit im Netz zu bewundern ist Justin: „Ich habe in Seattle mit der Firma ,Fringe City Electric Productions‘ den Pilotfilm für eine Zeichentrickserie namens ,TheJaded Monk‘ produziert (im Internet zu begutachten unter www.thejadedmonk.com). Die Idee zu dem Projekt hatten mein Freund Brian McDonald und ich. Brian ist ein junger, hoffnungsvoller Drehbuchautor und Regisseur und hat für seinen Kurzfilm ,White Face‘ bei diesjährigen ,Slamdance‘-Filmfest einen Preis gewonnen. Aber da Brian auch ein begeisterter Comicbook-Autor ist, haben wir bei ,The Jaded Monk‘ natürlich auch zusammen Regie geführt.“

Und was hat der Betrachter bei ,The Jaded Monk‘ zu erwarten? Justin: „Es geht um einen Mönch namens Chang, der in einem Zen-Kloster lebt, das vage an Tibet erinnert. Changs großes Problem ist, dass er einfach nicht hinter das Geheimnis von ,Zen‘ kommen will Aber das liegt in erster Linie an ihm, denn er ist ein kettenrauchender Nichtsnutz, der davon überzeugt ist, dass sich die ganze Welt gegen ihn verschworen hat. Und wenn man ihn sich dann im Kreise ernsthafter und friedlicher Mönche anschaut, dann ist das brüllend komisch.“

Gar nicht mehr so komisch findet Justin die heutige Musikszene in Seattle: „Früher hat das alles viel mehr Spaß gemacht, da gab es eine richtige Community. Aber heute ist alles eher kommerziell ausgerichtet Zwar passiert musikalisch immer noch eine ganze Menge, aber die Tage, da man Woche für Woche die neuen Nirvana entdecken konnte, sind leider vorbei. Heute ist alles glatt, und keiner traut sich mehr was. Aber vielleicht liegt das auch an den Plattenfirmen, die damals alles, was eine Gitarre halten konnte, unter Vertrag genommen haben. Der Grunge war dann leider bald raus. Ob es jemals noch einmal eine solche Szene geben wird? Ich wage es zu bezweifeln.“ Einen großen Wunsch hat Justin noch:“Ich würde gerne mal Blur treffen. Ich hatte immer gedacht, die seinen aus L. A. Ich hab nämlich mal ein Poster für eine L. A.-Show von ihnen gemacht. Aber dann hat mir ein Bekannter erzählt, dass Damon&Co. in Wirklichkeit Engländer sind. Aber vielleicht vei schlägt’s sie ja mal nach Seattle.“ Vielleicht gar zu sammen mit Pink FloycL.

Zu beziehen sind die Justin Hampton-Poster über Feinkunst Krüger/ SMART Mailorder, Ditmar-Koel-Straße 22,20459 Hamburg, Telefon: 040/31 79 21 58, (www.smart-mailorder.de)

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