George Jones

IE AUSZEICHNUNGEN kamen spät, und sie galten den Songs „He Stopped Loving Her Today“(1980), einer herzzerreißenden Liebesballade, und „Who’s Gonna Fill Their Shoes?“(1985), einer Hommage an die Unsterblichen der Country Music. Ein Grammy war nicht darunter. George Jones war der größte Sänger des Genres – nach einer viel zitierten Anekdote soll Frank Sinatra ihn als „zweitbesten Sänger der Welt“ bezeichnet haben. Zu den Bewunderern des geschmeidigen Stilisten zählen Leonard Cohen, Emmylou Harris und Elvis Costello; James Taylor behauptete, Jones‘ Gesangsstil habe in den 60er-Jahren via Buck Owens sogar Paul McCartney inspiriert.

George Jones wurde am 12. September 1931 in ärmlichen Verhältnissen geboren; bereits als Jugendlicher machte er Straßenmusik. Nach einer Zeit beim Militär wurde er von seinem späteren Manager Harold Daily entdeckt und nahm 1955 die erste Single auf. Mit „White Lightning“ hatte Jones 1959 den ersten Nummer-eins-Hit in den Country-Charts. Anfang der 60er-Jahre nahm er viele Songs mit Melba Montgomery auf, wechselte zu United Artists und Musicor und brachte unermüdlich Platten heraus. Längst war er als Hallodri und Trinker notorisch, neben dem Spitznamen „Possum“ wurde er auch als „No Show Jones“ tituliert, weil viele Auftritte abgesagt wurden. Auf dem Cover von „High-Tech Redneck“ posiert er vor einem Auto, dessen Nummernschild mit „I-DO-SHOW“ beschriftet ist.

Von den Dingen des Herzens sang Jones nicht nur – sein Leben imitierte die Kunst: 1969 heiratete Jones in dritter, stürmischer Ehe Tammy Wynette, die gemeinsamen Platten wurden die erfolgreichsten seiner Karriere. 1974 verließ Wynette den Verzweifelten. Jones‘ beste Alben handeln von den Wonnen und Qualen der Abhängigkeit, von Verlassenwerden, Suff und Streit: „The Grand Tour“, „The Battle“,“Memories Of Us“, 1980 schließlich „I Am What I Am“, endlich der Millionen-Erfolg. Jones war kein Autor, aber seine Lieder waren oft autobiografisch: „If Drinkin‘ Don’t Kill Me (Her Memory Will)“,“Call The Wrecker For My Heart“,“Tear Me Out Of The Picture“,“Hello Trouble“. Larmoyant und trotzig ging Jones seinen Weg: „I’m Ragged But I’m Right“.

In diesem Jahr wollte George Jones seine Karriere mit einer letzten Tournee beschließen, doch am 18. April wurde er mit Fieber und überhöhtem Blutdruck in eine Klinik in Nashville eingeliefert, wo er am 26. April starb. Niemand hatte ernsthaft geglaubt, dass der Renaissance-Mann George Jones überhaupt sterblich sein könnte. He lived to tell it all.

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