Gerade mal 20 Jahre alt, ist Ben Lee bereits der Darling der New Yorker Jeunesse dorée

Wahrscheinlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand die Geschichte von Ben Lee verfilmt. Favorisierter Sendeplatz: die Samstagnachmittag-Schiene bei RTL, gleich nach „Melrose Place“. Und warum? Weil Ben Lee ein Leben führt, von dem jeder Teenager träumt.

Angefangen hat alles 1992, auf einer Strand-Party, in der Nähe von Sydney. Der damals 14jährige Australier hatte dort den ersten öffentlichen Auftritt mit seiner Band Noise Addict. Die Zöglinge der noblen Privatschule „Moriah College“ müssen gerockt haben wie ein paar tasmanische Teufel, denn schon ein halbes Jahr später spielten Noise Addict im Vorprogramm von Sonic Youth. Und weil der melodische Pop-Punk der kleinen Australier dort ebenfalls bestens ankam, landeten Noise Addict schon bald auf Grand Royal, dem gerade gegründeten Label der Beastie Boys. Obwohl das Rock’n’Roll-Leben für die Vier nur in den großen Ferien stattfand, reichte es immerhin für zwei Alben und ein paar kleine Tourneen. Doch das Ende war schon vorherbestimmt: „Wir hatten uns vorgenommen, die Band aufzulösen, wenn wir 18 sind“, erinnert sich ein inzwischen gereifter Ben Lee, „und genau das haben wir getan.“

Heute ist Lee 20, lebt in New York und hat gerade sein drittes Solo-Album veröffentlicht. „Breathing Tornados“ kann sich hören lassen, eine schöne Platte, mit guten Songs und hübschen Arrangement-Ideen. Doch die US-Presse interessiert sich zur Zeit wenig für Lees Musik – um so mehr für seine Beziehung zu Schauspielerin Ciaire Danes („Romeo &Julia“). „Die Zeitungen schreiben, daß wir bald heiraten“, sagt er mit einem selbstzufriedenen, extrabreiten Schmunzeln, um anschließend zu bekennen: „Claire, sie ist der großartigste Mensch der Welt.“

Auch Winona Ryder zählt zu Lees Freundeskreis, und selbst unter den Gastmusikern von „Breathing Tornados“ entdeckt man so prominente Namen wie Harmony Korine (Drehbuchautor von „Kids“ und Regisseur von „Gummo“) und die beiden Berufs-Söhne Sean Lennon und Donovan Leitch Jr., außerdem Petra Hayden, die Tochter von Jazzer Charlie Hayden.

Das Umfeld des Grand Royal-Labels ist eine lustige Clique wohlhabender Kinder, die genau wissen, wie man sich in Downtown Manhattan amüsiert Lee gefällt’s in den Kreisen dieser schicken Jung-Boheme, doch ein wenig wirkt er dabei wie ein Kind in einem zu großen Anzug. Er will ein Künstler sein, das ist okay, aber warum redet er manchmal so banales Zeug: „Wie jede andere kreative Person verbringe ich die Hälfte der Zeit damit, das zu tun, was ich tue; die andere Hälfte bin ich auf der Suche nach Inspiration.“

In seinen Liedern spürt man seine Unsicherheit nur selten; dort fühlt sich Lee zu Hause, denn hier hat er eine passende Sprache und Form gefunden, um zu sagen, was ihm wichtig ist. Es war eine gute Idee, „Breathing Tornados“ nicht in einem Studio aufzunehmen, sondern in einem extra dafür angemieteten Apartment. Das eingesparte Geld ermöglichte eine üppige Produktionsdauer von vier Monaten, und mehr Spaß hat es wahrscheinlich auch gemacht.

Vielleicht ist Lee doch kein Typ für eine glamouröse Vorabend-Fernsehserie – am besten ist er nämlich immer dann, wenn er einfache, schlichte Dinge tut Und vielleicht lieben Claire und Winona ja genau das an ihm. Oder seine Segelohren.

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