Gil Ofarim: Der Flunkerbruder

Er sollte sich „was schämen“ und „richtig entschuldigen“? Die Society-Moralexperten der Republik stellen wohlfeile Forderungen

War ja klar; oder!?

Ein eingeschnappter Promi, der keine Lust hatte, in einer Warteschlange eines Leipziger Nobel-Hotels auf seine Abfertigung an der Rezeption zu warten, macht auf dicke VIP-Hose. Und als das in teuren Fachschulen ausgebildete Personal darum bat, doch ein wenig Contenance zu bewahren, moserte der fahrende Sänger massiv herum.

Das kennt man sowohl von stoppelbärtigen Jetset-DJs mit Gucci-Sonnenbrillen oder Influencer mit Cowboyhut und gesponserten Klamotten: Lassen Sie mich sofort durch, ich bin wichtig!!

So eine Vordrängelei mit nachfolgender Aufregung wäre normalerweise im Boulevard bei den kleinen Meldungen hinten links gelaufen. Aber nur, wenn sonst nix los ist.

Aber in Leipzig Anfang Oktober 2021 war alles anders. Ein Kette mit einem Davidstern, so Ofarim, war der eigentliche Grund für die angebliche Missbehandlung.

Dass nun daraus ein aufwendiges Gerichtsverfahren, mit Dutzenden Hintergrund-Aussagen und Popdame Jeanette Biedermann als Zeugin geworden ist, mag der komplexen Psychologie von Gil Ofarim geschuldet sein. Und, am heutigen Dienstag (28. November), platzte die Bombe: Ofarim bittet um Entschuldigung beim Mann, dem er Antisemitismus vorgeworfen hat. Ofarims Anwalt sagt zwar, es gelte weiterhin die Unverschuldsvermutung. Dabei hat der Sänger doch längst eingeräumt, sich die Sache ausgedacht zu haben.

Damit scheint der Prozess zum Ende gekommen zu sein. Ofarim soll nun spenden, an jüdische Organisationen.

Nicht nur Chefredakteurin Bettina Steinke der Ruhrpott-Plattform „Der Westen“ fordert nun, dass er sich RICHTIG SCHÄMEN müsste. „Ein Hohn für alle echten Opfer“ und „Mein Mitgefühl hat Gil Ofarim verspielt“.

Tenor dort wie anderswo: „Er hätte nichts zur aktuellen Debatte für die jüdische Gesellschaft beigetragen. Im Gegenteil.“

Er solle die Entschuldigung, die er an den zu Unrecht diffamierten Hotelmanager gerichtet hat, nunmehr „an alle Juden richten, die sich in ihrem Heimatland nicht mehr sicher fühlen. Aufrichtig und öffentlich!“

Das alles klingt nach Pseudo-Empörung, wie auch dieser ganze „Skandal“ stets zwischen beleidigte Leberwurst und der großen Antisemitismus-Erzählung changierte.

Unser Vorschlag an die Kollegen: Solche Meldungen in Zukunft bitte eine bis drei Lagen tiefer hängen.

Angesichts echter Anschläge und echter Massaker, und echtem Stress, den ganz normale Menschen im Alltag bekommen, ist diese Promi-Nummer letztlich etwas für die bunter Blätter dieser Welt.

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