Gonzo-Gourmet

Nick Tosches interessieren die Mechanismen der Kultur- und Unterhaltungsindustrie, nicht zuletzt ihre Verstrickungen mit der Mafia und jenem organisierten Verbrechen, das man als Politik bezeichnet. Gleich in mehreren großen Biografien. über Jerry Lee Lewis, Dean Martin und zuletzt Sonny Liston, hat er sich dieses Komplexes angenommen. „Muddy Waters isst selten Fisch“ (Liebeskind, 18,90 Euro), diese fast zu schmale Auswahl-Ausgabe seiner Zeitschriftenartikel, liefert nun einen Überblick über das ziemlich heterogene, diverse Themen, Töne und Formen anspielende journalistische Werk dieses großen amerikanischen Rock-Schreibers.

Man liest etwa eine mutwillige satirische Kritik der „Reader’s Digest“-Bibel neben einem kulturkritischen Besinnungsaufsatz über die Elvis-Rezeption, bierernste, empathische Reportagen über Robert DeNiro und Screamin‘ Jay Hawkins und aufgekratzte, beinahe schon das Genre persiflierende Interviews mit Muddy Waters und Debbie Harry. Tosches pflegt die bewährte Mischung aus romantischer Halbseidenheit, Westerner-Rabiatesse und einer zupackenden, unakademischen Großmäuligkeit. Mit einem Wort: Gonzo.

Allerdings trotzt er dem Genre noch einmal einen eigenen Personalstil ab, indem er seine Texte mit den Girlanden klassischer Bildung verziert. Aber es überwiegt die in den USA gut verkäufliche Bad-guy-Imago. „Fünf meiner eigenen Bücher habe ich auf einer gestohlenen Schreibmaschine geschrieben. Mittelmäßige Autoren kopieren, große Autoren stehlen.“ Das liest man gern.

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