Harry Connick Jr.

Das legendäre Olympia, in dem Edith Piaf, Yves Montand und Gilbert Becaud vor über 40Jahren ihr „vie en rose“ zelebrierten, gibt’s nicht mehr. Der marode Musentempel wurde abgerissen, ein paar 100 Meter weiter aber wieder neu errichtet und wiedereröftnet. Nur eine Woche später ziert ein US-Star das Programm: Harry Connick Jr. samt Trio und Orchester.

Alles wirkt luxuriös, Messing, Plüsch, Art Deco und Marmortreppen galore und nichts funktioniert Der Einlaß dauert über zwei Stunden, da die Samtsitze im Saal noch nicht numeriert sind. Drinnen herrscht dank unzähliger TV-Scheinwerfer und fehlender Klimaanlage eine Affenhitze. Blutrote Stoffbahnen flankieren die Bühne, oben glitzert ein Gaze-Vorhang, und nur der Konzertflügel, das Schlagzeug und die Mikrofone stören das höfische IdylL Der Saal verdunkelt sich, Dutzende von Violinen erklingen süß hinterm herabgelassenen Gazeschleier, und dann bauen sich davor Bassist Reginald VeaL, Schlagzeuger Arthur Latin und Saxofonist Charles Goold auf. Kurzes Intro – et voila, „Mesdames et Messieurs: Mr. Harry Connick Jr.!“

Wusch – der frühere Wunderknabe rast an seine Tasten und holt Kunststückchen aus der Piano-Trickkiste. Leicht nervös, spielt er zunächst zwar etwas daneben, aber das macht nichts, denn er spricht nun Französisch, sagt den strahlenden Zuschauern, wie sehr er Paris liebe – und präsentiert dann die ganze Palette seiner klassischen Jazz-Klavierkunst Wunderbar, fast wie im Kino. Connicks neues Werk heißt „Tb See You“, was im Laufe des Abends diverse Gäste unterstreichen: die Saxophonisten Ned Duke und Dave Schumacher wie auch der Trompeter Leroy Jones. Ein Allstar-Meeting bei Evergreens wie „We Are In Love“ und „Wonderful World“ ist daher unvermeidlich. Dann erscheinen zwei dicke Bühnenarbeiter und zerren den Gazeschleier beiseite, damit auch das 80-Leute-Orchester bei Licht bewundert werden kann. Ein gelungener Abend – trotz unfreiwilliger Scherz-Einlagen elegant und stilvoll.

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