Hits zu spät und keine Zugaben: So waren The Gaslight Anthem in Berlin

Helter Skeleton: Am Halloween-Abend beehrten The Gaslight Anthem Berlin mit einer besonderen Show. Wir waren vor Ort und haben uns das mal genauer angesehen.

Live bewahrheitet sich bei The Gaslight Anthem einmal mehr, was sich auf Platte schon seit „American Slang“ angedeutet hat: Die fetten Tage sind vorbei. Nicht, dass sich keiner mehr für die Herren aus New Jersey interessieren würde – ganz im Gegenteil: Am 31. Oktober spielt die Band in der fast ausverkauften C-Halle in Berlin. Anlässlich des Halloween-Abends findet der Auftritt in Skelett-Verkleidung und –schminke statt. Ein Cover von Danzigs „Mother“ ist aus diesem Anlass ebenfalls Pflicht.

Aber Rock’n’Roll geht irgendwie anders.

Mit „45“ und „The ’59 Sound“ beginnt der Abend zwar mehr als gelungen und energiegeladen, mit den Songs ihres aktuellen Albums „Get Hurt“ entschleunigt sich die Band jedoch trotz Spielfreude immer wieder selbst und lässt lange auf Hits warten. Ihre künstlerische Weiterentwicklung sei ihnen gegönnt, doch die Stücke ihres neuesten Werks funktionieren live nur bedingt gut. Das zeigt sich auch an der Publikumsreaktion.

Am Bass steht nicht wie gewöhnlich Alex Levine, sondern Ian Perkins, der seit Jahren ein Schatten-Dasein als dritter Gitarrist fristet und zusammen mit Sänger Brian Fallon bei The Horrible Crowes spielt. Levine kann aus privaten Gründen nicht an der aktuellen Tour teilnehmen. Das fällt jedoch kaum jemandem auf, während Fallon charmant glückselig seine Ansagen ins Mikro nuschelt – muss man nicht verstehen, zuhören tun sowieso die Wenigsten.

Ein Gaslight-Anthem-Konzert scheint sich zum guten Ersatz für den Kneipenabend mit den besten Freunden entwickelt zu haben. Als nämlich etwa „We’re Getting A Divorce. You Keep The Diner“ und „Wooderson“ des ersten (wahren) Meisterwerks der Band „Sink Or Swim“ ertönen – als Major-Deals und Pearl-Jam-Anbiederungen noch in weiter Ferne lagen -, wird lieber lautstark über die Temperatur des Bieres oder die weitere Abendplanung diskutiert. Bei den Hymnen von „The ’59 Sound“ und „Handwritten“ sind jedoch alle wieder freudestrahlend in lauten Publikumschören vereint – größere Momente sind der Band musikalisch wohl nie gelungen. Bis auf „Old Haunts“ wird glücklicherweise auf Songs von „American Slang“ verzichtet.

Eine gewisse Konsequenz kann man der Band nicht aberkennen: Zu Beginn des Sets erklärt Fallon „We’re not gonna go off the stage to play an encore. We’re just gonna keep playing for you“ – und er steht zu seinem Wort. Genau zwei Stunden stehen The Gaslight Anthem auf der Bühne, dann wird sofort das Licht angeschaltet. Irgendwie ist dann doch alles viel zu schnell vorbei, viel zu viele Songs ungespielt geblieben – die Freude über gespielte Hymnen wie „Señor And The Queen“ und „Great Expectations“ jedoch umso größer. Traditionell endet der Auftritt mit „The Backseat“ und dem vielleicht größten Versprechen Fallons: „If you never let me go, I will never let you down“.

Hoffentlich hält er sich auch in Zukunft daran.

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