Immer in Lauerstellung

Das kubanische Quartett Orishas emigrierte erst einmal nach Frankreich, will mit seinem karibischen HipHop aber demnächst die ganze Welt erobern

Yotuel und Roldan gehen nicht am Stock. Ruzzo könnte seinen Salat mühelos im Spagat verzehren, und Livan wäre wohl in der Lage, sich wie Idefix mit dem Fuß hinterm Ohr zu kratzen. Die Orishas sind fit. „Wir alle lieben Compay Segundo und die Leute vom Buena Vista Social Club“, sagt Yotuel. „und wir alle hassen sie auch ein kleines bisschen.“ Gerade haben die vier Kubaner ihr Publikum in Südfrankreich davon überzeugt, dass ihr geliebtes Eiland ein wenig mehr als arthritische Greise an der Wanderklampfe zu bieten hat, und ein paar Rapper aus der Nachbarschaft gezwungen zu glauben, dass ein etwas anderes Kuba im Kommen ist. „Kein Embargo“, Yotuel ballt die Faust, „hat uns daran hindern können, HipHop zu importieren. Das Radio kennt keine Grenzen.“ Und was noch viel wichtiger ist: Niemand und nicht einmal Castros Regime hat die neue Musik Kubas daran hindern können, zuerst einen eigenen Sound zu entwickeln und dann die Insel zu erobern. „Der Son und auch der Rumba“, sagt Ruzzo, „sind die Klänge unserer Ahnen. Die hört man nur noch im Westen, aber nirgends mehr in Havanna oder Santiago.“ Schön allerdings, dass die Geschichte nun Touristen auf die Insel treibt. „Lass sie nur alle kommen. Wir werden ihnen schon zeigen, wonach die Jugend bei uns tanzt!“

Zu Yotuels, Ruzzos, Roldan und Livans Songs noch nicht so oft. Weil Kuba „schöne Strände, aber leider keine Studios und Läden fürs dringend benötigte Equipment“ besitzt, sind die Orishas als Emigranten nun in Frankreich ansässig geworden. Und verharren dort doch nur in Lauerstellung. Sie warten bloß auf den richtigen Moment, denn sie glauben zu wissen: „Der HipHop Kubas, diese Mischung aus 50 Prozent Tradition und einer Hälfte blauäugig abgeguckter Verse und Beats steht zur Eroberung bereit“, so Yotuel optimistisch, „so wie früher mal die Piraten vor den Küsten unseres Landes standen.“ Diese sind anscheinend nicht so leicht zu erreichen, wie der junge Mann sich denkt. Noch haben erst ein paar Hundert Europäer entdeckt, dass sich zu Raps „A Lo Cubano“, wie das fulminante Debüt der Kariben heißt, viel besser tanzen lässt als zum mittlerweile doch recht abgestandenen Original aus dem Feindesland Amerika. Aber es werden mehr, ganz sicher.

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