In eigener Sache: V-Lenz über flüchtige Blicke und kreatives Verständnis von comic-haften Metaphern

Sind wir nicht alle in der Schule mit Textinterpretationen traktiert worden? Haben wir nichts gelernt? Soll das alles umsonst gewesen sein?

Die Texte von V-Lenz handeln eben nur auf den ersten Blick von Mystik, Untergangsstimmung und dem Bösen im Allgemeinen. Aber auch bei oberflächlicher Annäherung wird man keine Hinweise finden, die daraufschließen lassen, daß hier jemand mit dem Rechtsradikalismus und Faschismus kokettiert oder die Diskriminierung von Minderheiten propagiert. Im Gegenteil: Das V-Lenz Team distanziert sich vehement von diesen Ideologien und Tendenzen. Stefan Lenz, der jene Texte schreibt, jongliert nicht mit düsteren Themen, weil das gerade hip ist, sondern es ist Ausdruck seiner Kreativität Bei genauerer Betrachtung entpuppen sich die verwendeten Symbole, Bilder, Verse und comic-haften Übertreibungen als Träger einer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und allzu menschlichen Problemen. Daß manche Zeilen verschlüsselt sind, ist eine Stilform, und ganz bestimmt keine, die im Trend liegt. Denn ist es nicht heutzutage gängige Praxis, daß Informationen immer schön in kleine, saubere und mundgerechte Häppchen verpackt werden, damit sie auch jeder, am besten noch ohne selbst nachdenken zu müssen, verspeist? Es kann doch nicht die Aufgabe eines Künstlers sein, Texte mit Erläuterungen zu versehen.

Welchen Sinn macht es, wenn beispielsweise neben dem Titel „Hauch des Todes“ ein kleiner Stern stehen würde, der auf eine Fußnote hinweist, in der die Erklärung zu finden ist, daß es sich hierbei um eine Metapher für das „schlechte Reden hinter dem Rücken“ handelt, zumal es gleich am Anfang des Textes heißt: „Haß und Abscheu habt ihr mir gegeben, Gerede und Gerüchte war das, was ihr zu schüren begannt“. Und später: „Wenn ich vor euch trete, seid ihr voll des Lobes, doch ich weiß, es ist der Hauch des Todes!“ Oder bedarf es hier wirklich noch einer expliziten Erklärung, daß die Zeilen aus „Schwarze Wünsche“ („Ihr macht euch Sorgen um die Normen eurer Welt, die nicht hält, was sie verspricht und das verkraftet ihr nicht mal ohne einmal zu versuchen, auch nur einmal zu suchen, einmal zu sehn, für was wir alle hier stehn!“) an alle jene gerichtet sind, die in ihrem Neun-bis-Fünf und Sieben-bis-Vier-Leben gefangen sind, und denen der Mut fehlt, aus dem Kreis stupider Arbeit, Ersatz-Realität Fernsehen und der Gewohnheitsdroge Alkohol auszubrechen?

Würden wir noch in Zeiten panischer Kommunistenhatz leben, bekämen solche Verse sicherlich Hiebe aus der rechten Ecke. Und wenn man dann noch die Zitate aus dem Zusammenhang reißt, kann man selbst aus Bob Dylan einen Brandstäter machen. Was bei diesem Disput zu kurz kommt, ist eine lohnendere Diskussion über die Musik.

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