Nach ROLLING-STONE-Artikel: Jännerwein distanzieren sich von der Neuen Rechten

In unserer Reportage "Der Sound der neuen Rechten" berichteten wir über die "Identitäre Bewegung", rechte Hipster und ihre Lieblingsmusik, den sogenannten Neofolk. Die Band Jännerwein ist in der neurechten Jugendbewegung besonders beliebt – was den Musikern aus Salzburg gar nicht recht ist.

In unserer August-Ausgabe beschäftigten wir uns in einer Reportage mit der „Identitären Bewegung“ und dem sogenannten Neofolk, einer düsteren, bisweilen fragwürdig rechtslastigen Musikrichtung, auf die sich die Kernmitglieder der neurechten Jugendbewegung im deutschsprachigen Raum beziehen.

Dafür besuchten wir auch ein Konzert der Band Jännerwein, deren Lieder auf „Identitaere-Generation.info“, dem wichtigsten deutschsprachigen Infoportal der Szene, als das Holz bezeichnet wird, „das das flammende Herz eines Aktivisten am Lodern hält“. In einer Stellungnahme, die unsere Redaktion nach Veröffentlichung des Artikels erreichte, distanziert sich die Band aus Salzburg von den „Identitären“. Lesen Sie den Brief hier in voller Länge:

Sehr geehrte Redaktion!

Die Aussagen im jüngst veröffentlichten Artikel „Der Sound der Neuen Rechten“, die uns eine bedeutende Rolle in der neurechten Musikszene zuweisen, nötigen uns nach langen Jahren auf der Bühne zu einer Stellungnahme. Wir können keine Rechtfertigung des gesamten Neofolk betreiben; angesichts der Vielschichtigkeit dieser Szene, sowohl aufseiten der Musikschaffenden als auch der Konsumenten, ist das auch nicht unsere Aufgabe als Band. Es genügt und muss genügen, dass wir unsere eigene Position darlegen.

Was wir zunächst wollen, ist einige Dinge klar- und richtigstellen: Wir waren auf dem besagten Fest in Knauthain nicht der Headliner, unter „spannungsloser Harmonik“ versteht die Musikwissenschaft etwas anderes als die klassischen Kadenzen unserer Musik, und abgesehen davon, dass keiner von uns dort – wie im Editorial behauptet – eine Kniebundhose getragen hat, können wir den konstruierten Bezug zwischen traditionellen alpenländischen Kleidungsstücken (Stichwort „Trachten-Cosplay“) und einer
rechten Geisteshaltung nicht nachvollziehen, zumal an anderer Stelle im Magazin ein vergleichbarer Kleidungsstil als „oft belächelter Landbewohner-Look“ bezeichnet wird. Aber da zur Einordnung als „rechte Musikgruppe“ ja offenbar schon die Kombination aus Gitarre, deutscher Lyrik und Nichtberücksichtigung US-amerikanischer Popmusikgeschichte ausreicht, wollen wir auch darauf nicht näher eingehen. Allgemein nur so viel: Wer etwas über uns und unsere Musik wissen will, kann uns immer persönlich ansprechen. Leider hat man sich seitens der Autoren dazu nicht die Zeit genommen.

Wogegen wir uns aber ganz besonders verwehren, ist die Darstellung von Jännerwein als eine „Vorzeigeband der neurechten Identitären“. Freilich kann sich keine Band ihre Fans aussuchen; was wir aber können, ist vehement der politisch motivierten Nutzung unserer Musik zu widersprechen. So wenig uns der Musikgeschmack Herrn Sellners und der Identitären schmeichelt, so entschieden verbitten wir uns, für Politik solcher Art, ja überhaupt für Politik vor den Karren gespannt zu werden. Wir geben uns für keine Ideologie her, auch nicht für die der Identitären. Dass man dort ausgerechnet „Kämpfe“ (gerichtet an einen lieben Freund von uns in schwerer Zeit) als ein Lied anführt, das jedem Aktivisten ans Herz zu legen sei, lehnen wir daher ebenso aufs Schärfste ab.

Unsere Arbeit ist keine Einstiegsdroge in jedwelche extreme politische Szene, egal ob „rechts“ oder sonstiges, und sie darf es auch nicht sein. Wo sie als solche erscheinen sollte, geschieht das in jedem Fall missbräuchlich, und keinesfalls mit unserem Sanctus.

Jännerwein

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