„Jahresrückblick 2003 – August: „One Foot In Front Of The Other“

2002 endete mit der schlimmen Einsicht, Conor Obersts BRIGHT EYES viel zu spät entdeckt zu haben. Zu spät, um sie wenigstens noch einen Wimpernschlag lang für sich zu haben, weil Ende 2002 auch der letzte Indie-Popper Oberst als Messias und Lazarus annahm. Dann der Sommer 2003, Bright Eyes wieder in Deutschland, groß beim Haldern-Festival, groß mit Beck in Hamburg. Dazwischen: Würzburg und Stuttgart. Stuttgart, „Rosenau“. Eine Kneipe für 150 Gäste, wo sonst der örtliche Tageszeitungs-Kolumnist Joe Bauer Lesungen gibt. Das könne nicht stimmen, meinte eine Frau vom Plattenvertrieb, aber es stimmte.

Und es war unvorstellbar heiß. Wo immer man stand, stand man direkt vor der Bühne, und der junge Oberst war in einer Phase des Betrunkenwerdens, die ihn leutselig machte. Die Musik schimmerte, Oberst sang wie ein Götterprinz, am unglaublichsten war „One Foot In Front Of The Other“: „And it all boils down to one quotable phrase: If you love something, give it away!“ Als er die russische Armeemütze des Gitarristen ins Publikum warf, wussten alle, dass sie so etwas nie wiedersehen würden.

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