kinderKram

„Der kleine Prinz“ kommt jetzt als TV-Serie – aber ist das Thema nicht längst durch? Joachim Hentschel urteilt.

Wenn der Junge früher das „Der kleine Prinz“-Poster im Zimmer des Mädchens sah, war es meistens die letzte Chance, um noch rechtzeitig abzuhauen. Solche Warnsignale sind heute das „Schoßgebete“-Buch auf dem Nachttisch oder das „World Of Warcraft“-T-Shirt – ein bisschen „Kleiner Prinz“-haftes Vanilletee-Träumen, Kuscheln und gefühlsstalinistisches Besserwissertum („Man sieht nur mit dem Herzen gut, du Idiot!“) würden zur Abwechslung ja mal wieder ganz gut tun. Immerhin steht das Buch in den Amazon-Klassikercharts noch auf dem dritten Platz (hinter den „Buddenbrooks“, vor „Jeder stirbt für sich allein“). Und am 2. Oktober startet in der ARD eine Animationsserie mit 52 Folgen, die die Geschichte auf den aktuellen Technikstand bringt: In der alten Zeichentrickversion sah der Prinz wie Biene Maja aus, im neuen Computersimulations-3D-Look (siehe Bild) entspricht er dem Justin-Bieber-Schönheitsideal. Für den berühmten Fuchs wurde eine dauerhafte Sidekick-Rolle ins Drehbuch geschrieben, die Special Effects sind gut, die Rose wird von Annett Louisan gesprochen. An die Episoden im Buch ist die Serie nur angelehnt, aber wenn man das so sieht, die Planetenwüsten und Verfolgungsjagden und bösen Könige – plötzlich merkt man, dass wohl auch „Krieg der Sterne“ eine Verfilmung des „Kleinen Prinzen“ war. Und „Blade Runner“, „Mad Max“, vielleicht sogar „Transformers“ (nur nicht „Herr der Ringe“). Überhaupt alles mit Weltraum, kleinen Tieren, Wahr-heitssuche und moralischen Aphorismen am Schluss. Der Standardspruch ist ja, der „Prinz“ sei zwar ein Kinderbuch, aber eigentlich für Erwachsene. Und dafür sollten die Erwachsenen den Kindern mal richtig dankbar sein. Wenn sie den Kleinen nicht ihre Geschichten klauen könnten, müssten sie sich im Kino wohl ewig und drei Tage lang Shakespeare-Adaptionen anschauen.

Was man gerade auf dem Schulhof hört

Pitbull „Give Me Everything“

The Wanted „Glad You Came“

Sarah Engels „Only For You“

Jhené Aiko „Snapped“

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