Kindskopf mit Sprachstörung

Zwar hält sich Stephen Jones für tendenziell faul, hat aber in letzter Zeit nicht nur ein Babybird-Album, sondern auch einen Roman produziert

Stephen Jones ist ein Popstar wider Willen. Er kann einfach nicht anders als ständig Songs zu schreiben, die man im Radio gerne hört. In fünf Jahren brachte er unter dem Pseudonym Babybird acht Alben zustande, sein Leben aber nie ganz auf die Reihe. Aus Manchester zog er weg, „weil die Leute überall, in jedem Pub und Supermarkt, diesen Song sangen, sobald ich auftauchte“. Die Rede ist natürlich von „You’re Gorgeous“.“Ich habe den Erfolg nicht genossen, sondern mich nur gewundert, wie sehr sich mein Leben verändert hat. Das Geld hat mir gefallen.“ Jones liest für sein Leben gerne Biografien, vor allem über Stars wie Aerosmith und die Sex Pistols, sieht sich aber überhaupt nicht in derselben Kategorie. „Mir ist es recht, wenn keiner mein Gesicht kennt. So schön ist das ja nicht“ Seine Songs dagegen schon. Auf der aktuellen Platte „Bugged“ ist ihm wieder Musik geglückt, die er in Anlehnung an sein Hitalbum als „ugly beautiful“ bezeichnet: Böse Titel wie „The F Word“ verschmelzen mit zuckersüßen Melodien, Disco-Sounds treffen auf fest Country-artige Balladen, und am Ende wundert man sich, wie viel verschiedener Kram auf eine kleine Scheibe passt. Jones selbst macht sich beim Komponieren gar keine Gedanken über die zukünfige Rezeption: „Ich habe noch nie bewusst einen Popsong fabriziert, einen Hit, Ich habe keine Ahnung, wie man das macht.“ Schreibblockaden kennt der so sorglos vor sich hin Arbeitende nicht „noch nicht Ich freue mich darauf!“ Irgendwann muss es ja soweit sein.

Im vergangenen Jahr war der Brite allerdings aktiver denn je. Während der Aufnahmen zu „Bugged“ veröffentlichte er nebenbei sein erstes Buch. „The Bad Book“ erzählt von einem sehr seltsamen kleinen Jungen, der seine Mutter verliert. Jones hatte keine Schwierigkeiten, sich in den Charakter hineinzuversetzen: „Ich bin recht kindisch und kann mich gut daran erinnern, wie ich mit acht Jahren drauf wat“

Schon damals schickte er Kurzgeschichten an Verlage, die allerdings immer abgelehnt wurden – „waren wohl nicht so toll“. Als er schließlich die Idee zum „Bad Book“ hatte, graute ihm vor der Arbeit „Ich bin nicht sehr diszipliniert So viele Seiten schienen mir zu anstrengend zu sein, aber ich habe mich selbst überrascht. Ich habe es geschafft.“

Stephen Jones blinzelt in die Sonne, lächelt auf das Cover seines Buchs, das vor ihm liegt, und überlegt schon, was er als nächstes machen soll. Noch mal vier Alben in einem Jahr rausbringen? „Zu stressig.“ Auf Tour gehen? „Würde ich gerne, aber nur mit einer kleinen Band.“ Verreisen? ,Ja! Ich liebe Reisen. „Wenn ich nicht so ein lächerlicher Brite wäre, der nur englisch spricht, würde ich längst woanders leben.“ Wo? „Manhattan wäre wunderbar, aber da kann man sich gar nicht verständigen. Da ist es ja in Frankreich oder Deutschland leichter.“ Also doch in England weiter schuften? „Muss ich wohl. Mir fällt schon wieder eine Melodie ein.“

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