Kinostart der Woche II: „Micmacs“, der neue Film von Jean-Pierre Jeunet
Jeunet hat als Poet des Skurrilen wie kein anderer eine unverwechselbare Filmsprache kreiert und ist immer noch reich an irrwitzigen Einfällen - was auch Micmacs mit Dany Boon und Dominique Pinon beweist. Trailer und die Kritik von Oliver Hüttmann.
Man könnte Jeunet mangelnde Wandlungsfähigkeit vorwerfen. Andererseits hat der Franzose als Poet des Skurrilen wie kein anderer eine unverwechselbare Filmsprache kreiert. Und es ist immer wieder erstaunlich, wie viele neue irrwitzige Einfälle er daraus noch ziehen kann.
Bazil (Dany Boon) hat seine Eltern in Nordafrika durch eine Landmine verloren. Jahrzehnte später trifft den Verkäufer in einer Videothek eine verirrte Kugel in den Kopf. Weil eine Operation riskant ist, lässt der Chirurg nach einem Münzwurf das Geschoss drin. Ohne Job, obdachlos und hungrig streift Bazil durch Paris.
Boon und Jeunet gelingen hier einige wunderbare Reminiszenzen an Charlie Chaplin. Tonfall und Tempo ändern sich, als Bazil in einem Moment der Erleuchtung in zwei konkurrierenden Waffenkonzernen die Schuldigen an seinem Schicksal findet. Mit einer Gruppe von Freaks spielt er die gierigen Manager in einer pfiffigen „Mission: Impossible“-Persiflage aus.
Das nostalgisch stilisierte Paris, die märchenhaft zugespitzten Zufälle und exzentrischen Details – eigentlich ist hier jede Sekunde ein Kunstwerk für sich. Die Moral am Ende verdirbt einem etwas den Spaß.
Oliver Hüttmann