Kritik „Prison Island“: Top oder Flop?
„Prison Island“ hat in Berlin eröffnet. Wie gut ist diese Mischung aus Actionspiel und Escape Room? Der ROLLING-STONE-Check
30 Gefängniszellen, jedes bietet ein eigenes Rätsel. Und manchmal muss man kriechen, klettern oder springen. „Prison Island“ will Escape-Room-Mechanik mit sportlicher Herausforderung paaren. In jeder Gefängniszelle kann man Punkte sammeln (oder früh ausscheiden). Immer läuft ein Timer, es geht also um Zeit. Nach zirka 90 Minuten ist man komplett durch. Am Ende der Blick auf das Alltime-Highscore-Board und die Hoffnung, sich in einer Bestenliste verewigt zu haben.
In Berlin hat das aus Frankreich stammende Konzept in der Tauentzienstraße 8 eröffnet. Wir testen die „Gefängnisinsel“ – was gut läuft, und was schlecht.
„Prison Island“: Top
1. Die immersive Erfahrung, also die Gestaltung eines Raums als derart einnehmend, dass man völlig in eine Umgebung, Handlung oder Erfahrung eintaucht, als wäre man wirklich ein Teil davon, funktioniert überwiegend. Nur in einigen wenigen Räumen ist die Außenwelt – also Spieler in anderen Räumen, ihr Lachen, Springen – hörbar.
2. Es gibt Räume ohne einen einzigen Hinweis, was man darin machen soll. Das ist nicht schlecht. Etwa jener Raum, dessen Mitte einfach nur ein kupferner Dampfkessel ziert. So lernt man die Umgebung taktil auch sehr schön kennen, fährt Schläuche und Maschinenanzeigen mit den Fingern ab, in der Hoffnung, irgendwas werde sich schon öffnen.
3. Gutes Sounddesign. Die Geräusche ächzender „Insassen“, Dub-Goth-Soundscapes und der ewig, runterzählende Timer – das gibt ein „Squid Game“-Feeling, als würde ein Versagen wirklich mit dem Tod geahndet werden. Gerade bei dem Kinderspiel, in dem man einen Turm aus Klötzchen bauen muss.
4. Der schräg gebaute Raum, den es zu durchqueren gilt, ist wirklich fies. Es entsteht ein Schwindelgefühl, als hätte man zu viel getrunken.
5. Neben extrem schweren (Geschicklichkeits-)Spielen („Nest“) gibt es sehr spaßige Bewegungsspiele („Riot“). Das Misserfolgserlebnis könnte insgesamt also größer sein.



„Prison Island“: Flop
1. Angeblich soll ein Hilfe-Knopf in jedem Raum Informationen geben können, wie eine Challenge zu bewältigen sei. Entweder, ROLLING STONE hat stets den falschen Knopf gedrückt, oder keiner von ihnen hat funktioniert.
2. Nicht jeder Raum bietet Anreiz für einen neuerlichen Versuch. Wer zum Beispiel die „Prison“ genannte Zelle verstanden hat, wird beim zweiten Mal keine Mühe mehr damit haben. Möglicherweise kann man sich dann selbst vor die Herausforderung stellen, solche Übungen einfach schneller zu absolvieren.
3. Unklares Punktesystem. Mal gewinnt man 15 Punkte pro Erfolg (versenkter Tennisball), mal 100.
4. Die auf Schildern am Eingang jeder Zelle festgehaltenen Raumkategorisierungen (Mindestanzahl an Spielern pro Raum, Schwierigkeitsgrad) sind eher ein Nice-to-know, also nicht aussagekräftig für das Lösen der Rätsel.
5. Auch auf die Gefahr hin, wie ein nörgelnder Hausmeister zu klingen: Einmal fiel das Licht aus, einmal schloss die Tür nicht. So kann man ja wohl kaum zum Champ werden!
Fazit
Eine äußerst schweißtreibende, also unterhaltsame Escape-Room-Erweiterung, dessen Sportspiele weit einfacher zu lösen sind als die Taktikspiele. Einige der Räume werden, sobald gelöst, sinnfrei. Aber viele von ihnen machen neugierig, so dass man sie ein zweites Mal lösen will.