Kunst für die Krankenkasse

Die RED HOUSE PAINTERS wollen endlich den Lohn für ihre musikalischen Großtaten einfahren

Diese langsame Musik. Diese breiten, schwermütigen Song-Epen, geschrieben und gesungen von einem Manne, der mit ernster Miene ein tragisch anmutendes Liebesleben ausbreitet wie eine schwere Decke: Das ist der Stoff, der treue Anhänger macht In die Knie gehen lässL Hingebungsvoll, nicht demütig, nicht klein. Unkatholisch. Ein klassischer Fall von Götzenanbetung.

Mark Kozelek wiederum, Frontperson der Red House Painters, legt wenig Wert darauf, dafür das goldene Kalb zu sein. Im Gegenteil. Selbst in den Rang eines der offiziell größten US-amerikanischen Songpoeten aller Zeiten, neben Dylan, bung und Cohen, sieht er sich nur ungern gehoben: „Bob Dylan hat Millionen verkauft und besitzt wahrscheinlich ein paar Häuser. Neil Young hat eine Ranch und ein Stadthaus bei mir um die Ecke in San Francisco. Ich wohne immer noch in einem kleinen Apartment, und keiner erkennt mich auf der Straße. Fuck being great, I want the rickes! Ich will eine Krankenversicherung und eines Tages in der Lage sein, eine Familie und ein Haus zu haben. Man kann den Zahnarzt nicht mit künstlerischer Großartigkeit bezahlen!“

„OldRamon“, ihr neues und fünftes Album, führt das Red House Painters-Idiom bedächtig und entschiedener als bisher zur Lichtung. Ein Spiel mit Schatten und gelegentlich überwältigender Schönheit. „Ich bin viel gereist und habe Freundschaften entwickelt“, räumt Kozelek ein. „Über die Jahre habe ich sehr viele Erfahrungen, Interessen und Erinnerungen verarbeitet und habe mich dabei hoffentlich auch als Musiker weiterentwickelt. Weniger persönlich sind die Lieder deswegen nicht!“

Statements allesamt, die profaner sind, als es der Mehrheit der Fans passen dürfte. Dumme Sache, das. Auf welchen Wegen ihm seine Kunst gelingt, ist dem Meister selbst auch ein Mysterium: „Ich war nicht auf dem College. Ich weiß auch nichts über den Entstehungsprozess. Ich schreibe einfach dumme Lieder über meine Probleme mit Mädchen.“

Irgendwie doch ein Klassiker, der Mann.

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