Magische Momente

Manche Momente sind im kollektiven Gedächtnis verankert, obwohl kaum ein Zeitgenosse sie tatsächlich erlebt hat. Ein paar tausend Zuhörer wurden Zeugen, als Bob Dylan in Newport die elektrische Gitarre aktivierte. In den Sun-Studios zu Memphis war es nur eine Handvoll Leute, die Elvis Presley bei der Erfindung seiner selbst - manche meinen: des Rock'n'Roll - beobachten konnten. Und die Begegnung von John Lennon und Paul McCartney erlebten auch nur einige Jugendliche in Liverpool.

Später war der Rock’n’Roll immer öfter auch im Fernsehen zu sehen, wurde domestiziert, manchmal auch Teil des Establishment. Phänomene wie der „Summer of Love“ 1967 und das Jahr des Punk, 1977, waren sozusagen anhaltende geschichtliche Momente, deren Bedeutung weit über den Tag hinauswies. Andere Ereignisse, wie James Browns Auftritte im Apollo Theatre in New York, stehen dagegen für sich selbst, dokumentieren die Einzigartigkeit eines Künstlers. In den 80er Jahren waren es Massenspektakel wie „Live Aid“, vor denen es kein Entkommen mehr gab – mit der allgemeinen Verfügbarkeit und Verbreitung war allerdings auch das Ereignis beliebig geworden, die schiere Quantität bestimmte die Bedeutung. Welche Momente waren also die wahrhaft wegweisenden? Die amerikanische und die deutsche Redaktion haben die magischen Augenblicke der Rockmusik ausgewählt, viele Ereignisse verworfen, manche zugespitzt. Manche Umwälzung ist kaum darstellbar, oft fehlen Dokumente und Zeugen. Und über die Sinnhaftigkeit lässt sich meistens trefflich streiten. So etwa über die Ankunft Elvis Presleys i960 in Deutschland für die Amerikaner naturgemäß nur insofern von Bedeutung, als der Wehrpflichtige fortan abwesend war. Umso wichtiger war Presleys Exil für die Deutschen. Weil aber keine künstlerischen Beiträge – von der Liaison mit Priscilla Beaulieu abgesehen – aus dem Aufenthalt hervorgingen, haben wir doch aut den Landgang verzichtet. Auch televisionäre Erschütterungen wie „Beat-Club“ und „Rockpalast“ fehlen, Genre-Revolutionen wie Country-Rock, viele klassische Rock-Alben.

Nun ist es an den Lesern, unsere zwangsläufig subjektive Liste zu ergänzen: Wer selbst magische Momente in den Zeiten des Rock’n‘ Roll benennen will – oder aber unsere Auswahl kommentieren und komplettieren möchte, kann das auf www.rollingstone.de/momente tun (siehe Kasten auf S. 81 dieser Ausgabe). Wir freuen uns auf das digitale Echo! 50 Preise stehen zur Verlosung bereit.

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