Manic Street Preachers/Razorlight – Manchester, M.E.N. Arena

Die Manic Street Preachers und Razorlight machen zum Jahresabschluss Inventur

Gleich vorneweg: Der Ausfall von Razorlight auf der ROLLING STONE -Roadshow war ein herber Verlust. Auch wenn ihre Kleine-Scheißer-Attitüde nicht jedermanns Angelegenheit sein mag: Sobald die Gitarren losscheppern, wird ihre Klasse deutlich. Sie sind nicht nur pünktlich um halb acht auf der Bühne, sie liefern auch punktgenau auch wenn ihre Lieder live ein bisschen aufgewühlter, die Gitarren noch schrabbeliger klingen als ohnehin schon auf dem Debütalbum „Up All Night“. „Dalston“, ihr vielleicht bestes Stück – wird anfangs gleich zerschossen, aber „Golden Touch“ wiegt das locker wieder auf.

Noch während „Rock’n’Roll Lies“ ausklingt, verschwindet Sänger Johnny Borrell kurz hinter der Bühne und entschuldigt sich anschließend: „Excuse me, II’ve been coughing up blood – it’s been quite a year!“ Yes, indeed. Auf der Großbildleinwand kann man Borrells in der englischen Musikpresse viel diskutierten Gebiss-Wildwuchs bewundern.

Der Sänger erklärt dem Publikum, die Band sei sehr dankbar, die Manics auf Tour begleiten zu dürfen. Damals habe er eine „Richey-Frisur“ gehabt, für die er auch gleich verprügelt worden sei. „It’s a big, big world and you can do what you like.“

Dann spielen sie einen neuen, unveröffentlichen Track mit einer schönen Basslinie, hetzen durch „Get It And Go“, und nach einer halben Stunde ist Schluss. Die Bühnenumbauphase wird genutzt, um vorm Spiegel neben dem Pissoir flugs den Lidstrich aufzufrischen.

Mit „If You Tolerate This“ und „Faster“ scheint den Manics der Start gelungen: „I am an architect, they call me a butcher“ Auch wenn Razorlight heute abend vielleicht ausgeschlafener und aufregender wirkten – was man gerne auf die Erkältung von Sänger James Dean Bradfield schieben möchte, der der aufgekratzten Stimme mit Kräutertee schmeichelte -, kann Borrell von ihm noch lernen, wie man gut 20 000 Leute auch länger als 30 Minuten bei bester Laune hält. Nicky Wire (ganz die Second Hand-Schaufensterpuppe, die er nun mal ist) kommt nach kurzem Akustik-Teil in rotem Minirock und Kniestrümpfen zurück auf die Bühne und tanzt basszupfend zu „You Stole The Sun“ auf den Boxen. Die „Lijeblood“Stücke erhalten lediglich gutgemeinten Applaus, obwohl sie keineswegs deplatziert wirken. Ansonsten gibt’s eher greatest hits – alle Alben, souverän, bunt wie Smarties: das großartige „You Love Us“, „Kevin Carter“, „Die In The Summertime“, während „Sleepflower“ nur angespielt wird, leider äußerst kurz. Allein „Know Your Enemy“ wird übergangen, denn Kuba und Castro haben die Manics heute abend beim Eingang an der Garderobe abgeben.

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