Mit Berliner Szene-Gästen inszenierte der Entertainer Gonzales einen bärigen Kindergeburtstag

Berlin, Columbia Fritz. „Gonzales Über Alles“, dann „The Entertainist“, schließlich die „Presidential Suite“. Nach erfolgreich absolviertem Drei-Plattenplan gegen den Minderwertigkeitskomplex ist Chilly Gonzales nun aber bereit für wirklich große Taten: Schluss zu machen, mit Gonzales. Angekündigt als „Pre-Tirement-Tour“, tingelte der Exilkanadier durch eine Handvoll europäischer Metropolen, aber zuerst war dieser private last waltz nur wieder eine Showcase für seine neue Scheibe „Z“ – eine Art „Best Of‘ mit Neufassungen seiner Semi-Hits.

Und willkommener Anlass zum Ausflug mit seinem kanadischen Kegelverein. Neben Gonzales selbst Peaches mit ihrem Libertinage-Soul und der neue Glamourboy Taylor Sawy, die alle von Berlin aus die Botschaft in die Welt tragen, dass Kanadier eigentlich doch hippe Unterhalter sein können. Nur nicht in Kanada selbst.

Vielleicht fehlte deswegen auch der kanadische Botschafter. Dafür durfte der österreichische Oldtime-Crooner Louie Austen im Columbia Fritz mittummeln. Was da um die improvisierte Campingtisch-Tafel herumsaß, füllte so schon den halben Stall des Kitty-Yo-Labels, und in Personalunion waren das gleich noch die Hälfte der Gründe, die die Hauptstadt derzeit wieder musikalisch lebenswert machen. Auch wenn man dafür strapazierfähige Nerven braucht. Von der Sorte, die Eltern haben sollten, die wirklich einen Kindergeburtstag ausrichten wollen. Soll man ihn wirklich rauslassen, den Gutelaunebär? Als ob man das jemanden fragen dürfte, der mit so Aktionen durch die Szene bubelte, dass er sich etwa zum Präsidenten des Berliner Underground ausrufen ließ. Also gut: Showtime. Party. Auf der Bühne hampelten sie. Sie hüpften. Sie rissen die Arme in die Höhe. Sie warfen ihr Konfekt aus Hip-Hop, Disco und Las-Vegas-Stimmung in die Meute und schmissen sich in grölende Schunkelrunden. Kurz: Sie machten sich zum Affen.

Wie man das mindestens erwarten darf von dem Gantenbein des Pop-Geschäfts. Nur dass Gonzales sein „Ich stelle mir vor“ nicht gemütlich auf Papier bringt Er stampft es auf die Bühne. Er ist der nonchalante Unterhalter und er ist das Biest Er ist der Clown am Klavier, der ein höllisches Bar-Piano aus den Tasten stanzt und mit überrissener Stummfilm-Gestik geschickt wieder davon ablenkt, was für ein brillanter Musiker er sein könnte. Aber das absolvierte Musikstudium kann man ja wenigstens andeuten.

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