Motörhead

Brixton Academy, London

Es wurde viel Jack Daniels getrunken, eine Menge geraucht und höllenlauter Hardrock gespielt. Ein ganz normales Wochenende also im Leben des Lemmy Kilmistet. Und doch ein besonderes: In London wurde das 25-jährige Jubiläum von Motörhead gefeiert. In England liebt man den Mann, der praktisch Motörhead ist und gerne „Warzen-Bastard“ genannt wird, so sehr, dass die Brixton Academy zu klein ist, um seine Fans zu fassen. 4000 Fans standen stundenlang an – an einem Tag, um die wiedervereinten Hawkwind zu sehen, am nächsten für Motörhead.

Einige berühmte Freunde haben sich im Laufe der Jahre auch angesammelt. DJ Tommy Vance war da, Ex-MTV-Moderatorin Vanessa Warwick auch. Mel C kam trotz Einladung nicht; ihr Manager ließ ausrichten, sie sei „zu cool, um solchen einem Ereignis beizuwohnen“. Andere freuten sich, dass sie mit auf die Bühne durften. Doro Pesch war extra angereist, und vor der Show war die kleine Düsseldorferin ganz aufgeregt. Sie brauchte fast zwei Stunden, um sich zu schminken, in den Lederdress zu quetschen und die Mähne in Form zu bringen. Beinahe hätte sie das Taxi verpasst. Aber schließlich stand sie doch neben der Bühne, bangte erst mal fröhlich am Rande mit und sprang dann bei „Born To Raise Hell“ Lemmy zur Seite.

Irgendwo hatte man auch Fast Eddie Clarke, den Mann der ersten Motörhead-Stunde, ausgegraben. Er übernahm gleich bei mehreren Songs die Gitarrenarbeit, genau wie Lemmys Sohn, der ganz wie Papa aussieht. Phil Campbell hatte somit bald nicht mehr viel zu tun, zumal auch er seine was-weiß-manschon-wieviele Kinder zur Unterstützung mitgebracht hatte. Zum Klassiker „Overkill“ kam noch Brian May dazu, freundlich lächelnd und den Ton treffend wie immer – aber doch ein wenig deplatziert wirkend zwischen all den Stretchhosen, Cowboyhüten und verschwitzten Leibern. Alle Aufmerksamkeit ruhte allerdings ohnehin bald auf einem anderen Objekt.

Von der Decke wurde plötzlich der „Bomber“ herabgelassen, jenes legendäre Flugzeug, das früher die Motörhead-Shows begleitete und jahrelang eingemottet war. Nun segelte es samt Scheinwerfer-Wirbel über dem Schlagzeug – und ganz kurz musste man an „Spinal Tap“ denken. Wenn jetzt die Deko den Drummer erschlagen würde, das wäre wie im Film. Aber Mickey Dee hatte Glück.

Die Show war nach 90 Minuten vorbei, danach wurde noch das halbe „Hard Rock Cafe“ leergetrunken. Ein ganz normales Wochenende für Motörhead-Ohrenklingeln und Kater-Kopfschmerzen für alle anderen.

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