NDW-Urgestein Inga Humpe hat als Bamby ihre Hörgewohnheiten geändert

Inga Humpe gibt sich kämpferisch: „Jammern hilft nichts“, sagt sie, und: „Man muß einfach feiern!“ Die Rave-Dance-Hippie-Happy-Nation spült auch diverse NDW-Helden wieder hoch und läßt sie in frischgewaschenem und trendgerechtem Glanz erstrahlen: Andreas Dorau trägt mittlerweile einen angesagten Ziegenbart, Inga Humpe nennt sich heuer Bamby und – wie süß – ihre neue Platte „Wall Of Sugar“.

Bei der Produktion stand Hitlieferantin und Schwester Annette hilfreich zur Seite. Richtig schiefgehen konnte das Projekt also nicht, der Name Humpe, Annette, steht schließlich für Gold und Platin. In Frauenzeitschriften wird zwar gern von Zwistigkeiten zwischen den beiden „ungleichen Schwestern“ berichtet, „aber so schlimm ist das gar nicht“, kann Inga uns beruhigen. „Allerdings war ich oft eifersüchtig. Annette hatte schon so früh Erfolg mit Ideal, und ich fand Ideal so scheiße.“ Und das hätten sie sich dann auch immer „total um die Ohren geworfen“.

Im letzten Sommer beschenkte uns Annette mit Lucilectric und dem „Mädchen“, in diesem Sommer haut Inga in dieselbe Kerbe. Sinngemäß singt sie: „Weil auch ich ein Mädchen bin.“ War sie ja auch schon immer. Ist sie vielleicht gar das „Ur-Girlie“?

„Ist mir völlig egal; die Hauptsache ist doch, daß man ein anderes Lebensgefühl rüberbringt.“ Spaß ist ihr schon wichtig. Portishead bezeichnet sie als „elendes Frauengejammer“. Sie kann es nicht verstehen, wenn man sich „heutzutage mit Gejammer aufhält“. Allerdings: „Wenn eine Frau in Bosnien jammert, ist das okay.“

Macht Inga Humpe Techno? Es ist Diät-Techno oder Weingummi-Dance oder auch Milchschnitten-Pop. Könnte man sagen. Inga sagt: „Meine Plattenfirma hat den Begriff ‚First Electronic Singer/Songwriter‘ erfunden; find ich ganz gut.“ Inga mag Techno. Für Leute, die Techno grundsätzlich nicht für „richtige Musik“ halten, hat sie den schönen Terminus „dümmer als Oma Eggenberg“ parat.

Inga Humpe ist klüger als Oma Eggenberg. Und über langhaarige Männer mit E-Gitarren kann Bamby, also Inga, „echt nur noch lachen“. Wer das denn brauche? Ja wer? Sie vielleicht? Niemals! „Ich finde zwar als Ausnahme einen von den Red Hot Chili Peppers sehr cool, aber selbst der hat auf meiner Platte nichts zu suchen.“

Keine Gitarren-Männer-Hilfe, nur eben ein bißchen Annette-Hilfe, ansonsten mache sie „alles auf so einem kleinen Alleinunterhalter-Keyboard“.

„Hörgewohnheiten ändern sich nun mal“, begründet Inga ihre musikalische Entwicklung, „und durch die tollen Leute in Berlin wurde mir eben Techno nahegebracht.“ Denn ursprünglich kommt sie aus dem westfälischen Herdecke. Tiefste Provinz. „Wenn ich da geblieben wäre“, mutmaßt sie, „würde ich heute vielleicht voll auf E-Gitarren abfahren.“ Tut sie aber nicht.

Ein Leben für die Musik. Die Anfange: „Ich mußte in der Schule ‚Kommt ein Vogel‘ vorsingen. Fand ich richtig gut.“

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