Neu im Plattenregal – die VÖs vom Freitag

Die Platten der Woche von Akron/Family über PJ Harvey bis zu Lena und Mogwai. Einige Alben gibt es in unserem simfy-Player.

Hier eine Auswahl der VÖs vom Freitag im simfy-Player:

Akron/Family – „The Cosmic Birth And Journey Of Shinju TNT“ (Dead Oceans/Cargo)
Gleich vier Sterne gibt es in Maik Brüggemeyers Freistil-Kolumne in der kommenden Ausgabe. Und diese kurze Jubelhymne: „Keine Ahnung, was der Albumtitel bedeuten soll, aber irgendwie trifft er das, was man auf dem sechsten Album der Eklektiker hören kann. Mit Bedeutungen ist diese herrliche Musik jedenfalls nur schwer einzufangen, die ätherisch-harmonische Leichtigkeit von Animal Collective trifft auf die Seventies-Nostalgie der Walkmen, verspulte Gitarren und psychedelisches Songwriting, das ein bisschen an Archer Prewitt erinnert, wechseln sich ab, dazu duftet es süßlich.“ Hier die Single „So It Goes“:

Anajo – „Drei“ (Tapete/Indigo CD/LP)
Auf ihrem dritten Album scheuen sich die Augsburger Niedlich-Indie-Popper nicht davor, einen Song gleich „Mädchenmusik“ zu nennen. Darin entkräften sie recht amüsant all die Vorurteile, die ihnen nun wieder begegnen werden. „Schwule Sänger dieser Welt bleibt doch da wo’s euch gefällt“, tönt es da vom „gestandenen Stammpublikum“ eines Plattenladens, das eben keine Mädchenmusik will. Wer melodischen Gitarrenpop mag, ob für Mädchen oder Jungen, kommt bei Anajo auf jeden Fall mal wieder auf seine Kosten. Auch wenn das näselnde Organ von Oliver Gottwald nach zwölf Songs ein wenig im Schädel schmerzt. Das Album gibt’s in unserem simfy-Player. Hier der Clip zu Mädchenmusik:

Asian Dub Foundation – „A History Of Now“ (Cooking Vinyl/Indigo)
Das vielleicht bekannteste Album der Asian Dub Foundation „Rafi’s Revenge“ stammt aus dem Jahre 1999. Viele haben das britische Kollektiv ein wenig aus den Augen verloren, was schade ist, aber ein wenig verständlich, wenn man bedenkt, dass sie ihren multikulturellen Crossover-Sound nie wirklich in die Jetztzeit bringen konnten. Da hilft es auch nicht, sein Album „The History Of Now“ zu nennen. Dennoch: Die aus diversen Workshops eines Londoner Community House enstandene Band macht unermüdlich weiter und wirft nach wie vor mit engagierten, straight linken Texten um sich. Hier der Titeltrack:

The Boxer Rebellion – „The Cold Still“ (Rykodisc/Warner)
Die Review zu diesem Album gibt es bereits hier online zu lesen. Jörn Schlüters Fazit: Die Musiker barmen und schrauben sich ganz ohne laute E-Gitarren in die Höhe. Dass sie das Zeug haben, Helden zu werden, hat man schon auf dem vorigen Werk, „Union“, gehört, das auf iTunes absahnte und ganz ohne Plattenvertrag zum Alternative-Album des Jahres wurde. Vermutlich sind diese neuen Lieder zu versteckt, zu eingekehrt und zu wenig plakativ, um breitflächig verehrt zu werden, zumal einige zwingende Melodien fehlen. Vielleicht aber zündet das Gesamtkunstwerk, und das Publikum erkennt The Boxer Rebellion als große Romantiker. Hier gibt’s das aktuelle Video zu „Step Out Of The Car“.

Boxhamsters – „Thesaurus Rex“ (Major Label/Broken Silence)
„Ist es nicht herrlich krank in Gießen?“ sangen die Boxhamsters einst auf ihrem Album „Saugschmerle“. Sie würden diese Frage bejahen, denn immerhin handelt es sich bei Gießen um ihre Heimatstadt. Auf dieser CD finden sich nun ausgewählte Stücke aus vier Alben der kruden Truppe, die seit langem vergriffen sind. Namentlich sind das die Alben zwei bis fünf und damit „Der Göttliche Imperator“ (1990), „Tötensen“ (1991), „Prinz Albert“ (1993) und „Tupperparty“ (1996). Dieser Song ist auch drauf:

Bright Eyes – „The People’s Key“ (Polydor/UID/Universal)
Das neue Album der Bright Eyes sorgt wie man hört für gespaltene Reaktionen. Unser Rezensent Gunther Reinhardt ist jedoch voll des Lobes und meint in unserer kommenden Ausgabe: „Conor Oberst hat es sich zwar mit den Bright Eyes schon in einigen musikalischen Ecken gemütlich gemacht, mit dem Pop hat er aber noch nie so richtig gekuschelt. Bis jetzt. Denn das Album ‚The People’s Key‘, das möglicherweise das letzte Bright-Eyes-Album sein könnte, kommt einer Pop-Platte ziemlich nahe. Einer verdammt guten Pop-Platte, wie von Oberst kaum anders zu erwarten.“ Allerdings wuchtet Mr. Oberst mal wieder riesige Textmassen und Themen von Paranoia bis Religion in diese zehn Songs. Ob einem das gefällt, kann ein Jeder in unserem simfy-Player oben überprüfen. Chapel Club – „Palace“ (Polydor/UMIS//Universal) SIMFY Sie gelten als neue große Hoffnung aus England und platzieren sich musikalisch irgendwo auf halber Strecke zwischen Interpol und dem Pop-Appeal der frühen White Lies. Dabei ist es vor allem Sänger Lewis Bowman zu verdanken, dass Chapel Club etwas besonderer klingen als andere britische Kollegen. So charismatisch wie er sich durch das epische „The Shore“ barmt, muss man erst mal klingen. Das Album gibt es in unserem simfy-Player. Hier der Clip zu ihrem frühen Hit „All The Eastern Girls“:

Caro Emerald – „Deleted Scenes From The Cutting Room Floor“ (Polydor/UID/Universal)
Die holländische Jazzsängerin verbrachte mit diesem Debüt in ihrer Heimat satte 30 Wochen auf Platz 1 der Albencharts. Nun erscheint das Album, das schon ein beliebtes Importgut war, auch regulär bei uns. Musikalisch zwar sehr gefällig, weiß Miss Emerald allerdings zu überzeugen, wenn sie sich mal lasziv mal niedlich durch diese zwölf Songs sind. Das Album kann man komplett in unserem simfy-Player hören. Hier gibt’s das Video zum Hit „Back It Up“.

The Fuzztones – „Preaching To The Perverted“ (Stag-O-Lee/Indigo)
Seit 1980 im Dienste der 60er unterwegs, sind die Fuzztones nicht totzukriegen. Gut so. Auch ihr neues Album, auf dem sie „To The Perverted“ ebenso „Preachen“ wie zu den „Converted“, frönen sie erneut dem Garage-Rock. Nachzuhören in unserem simfy-Player.

Rainald Grebe & Das Orchester der Versöhnung – s/t (Versöhnungsrecords/Broken Silence)
Mr. „Brandenburg“ widmet sich auf seinem neuen Album diesmal „Sachsen-Anhalt“ und „Mike aus Cottbus“. Eingespielt mit seiner Live-Band bewegt sich Grebe wie immer zwischen Chanson, Pop und Country und lässt vor allem seine ätzenden Texte erklingen, die wie immer das Beste an einem Grebe-Album sind. Neben den bereits erwähnten Highlights und das pointierte „Prenzlauer Berg“ gibt es allerdings auch den ein oder anderen Griff ins Klo zu vermelden, vor allem bei seinen politischen Ausflügen: „Diktator der Herzen“ und „T.I.A“, das die WM in Südafrika thematisiert, nerven wirklich schwer.

PJ Harvey – „Let England Shake“ (Island/UID/Universal)
Zum neuen Album von PJ Harvey haben wir schon alles gesagt –  und zwar hier. Platte des Monats. Basta. Kann man sich auch in unserem simfy-Player anhören.

Christian Kjellvander – „The Rough And Rynge“ (Startracks/Indigo)
Der schwedische Songwriter kehrt nach vier Jahren Pause mit einem neuem Album zurück. Wie immer bettet er seine sanfte Stimme auf dezente Folk- und Country-Arrangements, wie man das in Schweden eben gerne so macht. Und wieder einmal sollte man darüber nachdenken, ob man sich nicht auch mal ein Äquivalent der Genre-Schublade „Americana“ für schwedische oder skandinavische Musik im Allgemeinen ausdenkt. Aber Skandinavirana klingt irgendwie doch zu sehr nach nordischer Margarine. Hier das schöne Video zu „Transatlantic“:

Lena – „Good News“ (USFO/We Love Music/UDP/Universal)
Heute kommt auch das neue Album der momentan überpräsenten Lena Meyer-Landrut, und man fragt sich ein wenig, ob das alles so eine gute Idee ist, wo man sie doch eh schon einmal die Woche gegen sich selbst antreten sieht. Dabei kommt „Good News“ naturgemäß recht gefällig aber gut gemacht daher, vor allem bei der beschwingten Nummer „What Happened To Me“. Das schon im Vorfeld zu Recht gelobte „Taken By A Stranger“ ist auch drauf. „A Million To One“ hätte sie sich allerdings sparen können – da versucht sie ein wenig zu sehr Kate Nash zu sein. Der alte Fehler. Die gibt’s so eben nur einmal.

Michaela Meise – „Preis dem Todesüberwinder“ (Clouds Hill/Rough Trade)
Die Sängerin vertont hier Kirchenlieder aus der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. „Für mich bestand der Zugang zu den Liedern über den Weg der Folklore und des Chanson“, so Meise. „Wie für die griechischen Rembetiko-Aufnahmen irgendwann in den 50er Jahren ein Mikrophon in einem Dorf aufgestellt wurde und jemand den Aufnahmeknopf gedrückt hat, habe ich das Mikrophon diesmal auf mich und diese alten Lieder gerichtet. Nicht ohne Grund sind die Liedertexte in englischer Übersetzung auf die Plattenhülle gedruckt worden, denn sie repräsentieren nicht nur eine christliche Gedankenwelt, sondern mit Dichtern wie Klopstock und Angelus Silesius auch die Lyrik der jeweiligen Epoche.“ Produziert wurde das Album von Thies Mynther (Stella, Phantom/Ghost, Superpunk), mitgesungen hat zum Beispiel Dirk von Lowtzow von Tocotronic. Hätte man auch nicht gedacht, dass er mal den Heiland herbeisingt. Wie das alles klingt, kann man in unserem simfy-Player hören.

Mogwai – „Hardcore Will Never Die, But You Will“ (Rock Action/PIAS/Rough Trade)
Man wünscht sich ja fast, dass die Herren mal ins Singen kommen, Texte schreiben und die Pfade der Instrumentalmusik, die sie seit Jahren so souverän bewandern, endlich mal verlassen. Man weiß zwar nicht, ob sie die Stimmen und vor allem die Lust dazu hätten, aber die lyrische Ader wäre sicherlich vorhanden. Denn auch auf dem mittlerweile siebten Album ist es eine wahre Freude, sich die Songtitel auf der Zunge zergehen zu lassen. Der vielleicht epischste Song hört zum Beispiel auf den Namen „You’re Lionel Richie“. Die aggressivste Nummer heißt „George Square Thatcher Death Party“ und klingt auch so, wie man sich eine Thatcher-Todes-Party auf dem größten Platz Glasgows vorstellen würde. Da wird dann übrigens mal gesungen. Allerdings durch einen Vocoder. Und auch die nicht verständlichen Lyrics sollte man nicht für voll nehmen, handelt es sich dabei doch um Klauseln eines Mietvertrags, den Mogwai-Member Barry Burns unlängst unterschrieb. Burns und seine Gattin sind nämlich seit kurzer Zeit Besitzer des ehemaligen Donauecks in Berlin-Neukölln, das er nun unter dem Namen “ Das Gift“ betreibt. Aber zurück zur Lobhuldigung der Mogwai’schen Songbenennung. „Letters To The Metro“ sollte ebenfalls nicht unterschlagen werden, ebenso wie der wie für T-Shirtaufdrucke gemachte Albentitel: „Hardcore Will Never Die, But You Will“. Das Album gibt es momentan noch im Stream.

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Gruff Rhys – „Hotel Shampoo“ (Turnstile/PIAS/Rough Trade)
Das Soloalbum des Sängers der Super Fury Animals ist eine sehr vergnügliche Angelegenheit. Wie der Herr hier seine Liebe zum Pop mit seiner Liebe zu außergewöhnlichen Instrumenten und Geräuschen verbindet – das hat schon Klasse. Benannt hat er das Album übrigens nach einer Kunstinstallation gleichen Namens, die er aus kleinen Shampooflaschen angefertigt hat, die er auf Tour hat mitgehen lassen. Hier das schrägschöne Video zur Single:

Telekinesis – „12 Desperate Straight Lines“ (Morr/Indigo)
Birgit Fuß vergab in unseren Rezensions-„Quickies“ in der Februarausgabe 3,5 Sterne und schrieb: „Zweites Album der One-Man-Band aus Seattle. Michael Benjamin Lerner bereitet seine wonnigen Lieder mit der Hilfe von Chris Walla (Death Cab For Cutie) mal als 80s-Indie-Rock auf, mal als Powerpop. Die Drums sind dreckiger, die Bässe verzerrter, die ganze Platte ein Schritt nach vorn.“ Hier das Video zu „Awkward Kisser“:

Kanye West – „Good Friday“ (Tuppy/Intergroove)
Heute erscheinen noch einmal regulär alle Songs, die Kanye West im Rahmen seiner Free-Track-Aktion veröffentlicht hat. So zum Beispiel der Weihnachts-Song „Christmas in Harlem“ oder „Don’t Look Down“ mit Mos Def und Lupe Fiasco. Ob man das als CD haben will, muss nun jeder für sich wissen. Die Songs gibt es weiterhin zum freien Download. Und zwar hier. Bedingung: Man muss angeben, über 13 Jahre alt zu sein und seine Mailadresse hinterlassen.

Eine Auflistung weiterer Veröffentlichungen findet sich hier.

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