New Voices 43

FUNKIGER ROCK

MO SOLID GOLD

These Animal Men hießen sie noch vor einer Weile. Dann legten die Briten eine Pause ein und sind nun als Mo Solid Gold mit einem neuen Sänger zurückgekehrt. Und dieser K ist wahrlich ein animalischer Frontmann. Der schwarze und glatzköpfige Hüne wurde natürlich schon als Pendant zu Skin von Skunk Anansie erkannt, und der „Daily Star“ meinte: „Er hat die Attitüde vonjimi Hendrix, tanzt wie Mick Jagger und klingt wie eine Mischung aus James Brown und Elvis.“ Ähnlich hört sich auch ihr „BrandNew Testament“ an: emphatischer Rock, roh, funky und soulful. Diese Band muss man live erleben!

BEZAUBERNDER POP

THE DIVINE COMEDY

Wer der Sohn eines Bischofs ist, Scott Walker, Morrissey, Elvis Costello zitiert und seine Band nach Dante benennt wie Neil Hannon, der ist für das normale Leben verloren. Doch nun hat der versonnene Schöngeist und irische Snob geheiratet, das neue Album Regeneration g&nannt und mit „Perfect Lovesong“ eine bezaubernde Popballade geschrieben. Daneben steht aber noch seine verziert-zelebrierte Melancholie wie in „Lost Property“ oder die finster-brachiale „Note To Seif“.

Alles über „Almost Famous“

Was Sie alles über „Almost Famous“ noch unbedingt wissen sollten – am Ende der „New Voices“-CD werden Sie es erfahren. Unser „Malcing of‘-Video dauert 25 Minuten und ist als MPEG-File auf jedem neueren PC abspielbar. Es gibt Interviews mit den singenden Schauspielern Billy Crudup und Jason Lee (r.) – Gitarre spielt allerdings Mike McCready von Pearl Jam! -, mit Philip Seymour Hoffman, Kate Hudson sowie Patrick Fugit, der den jungen Cameron Crowe darstellt. Der Regisseur selbst öffnet sein privates Erinnerungsalbum und zeigt Fotos, auf denen er mit den Allman Brothers sowie Led Zeppelin abgelichtet ist, alte Seiten aus dem ROLLING STONE und die Cover mit seinen Titelgeschichten. Amüsant auch die Fotos von Kritiker-Legende Lester Bangs, der darauf noch durchgeknallter wirkt als im Film. Natürlich sind viele Film-Ausschnitte zu sehen, dazu Szenen während der Dreharbeiten in New York und Los Angeles – und vor allem Musik, Musik, Musik in Ton und Bild. Viel Spaß.

MONDÄNER TRIPHOP

N.O.H.A.

Dieses Sextett ist eine wahrlich bunte Truppe. Der Saxofonist Philip Noha wurde in Prag geboren, Sängerin Sam Leigh Brown stammt aus Manchester, Rapper Chevy ist New Yorker, während Bassist Cap, Keyboarder Jochen Eickenberg und Schlagzeuger Eric Harings aus der Elektro-Achse zwischen Köln-Düsseldorf kommen. Sie sind eine klassische Live-Band, manche Songs klingen allerdings wie Dancefloor-Tracks. Und so haben sie bei Auftritten bereits mit DJs wie Armand van Helden, Goldie, Herbalizers Malachi sowie Andy Smith von Portishead kooperiert. Auf ihrem Album JNo Stack“ spielen sie ohne Substanzverlust mal mondän, mal furios Mambo, Swing und Acid Jazz, Dub, Breakbeats, TripHop, HipHop und Electro-Pop-Kracher. Und wenn ein Song auch noch „Kubrick“ heißt, sollte man schon deswegen reinhören.

DEZENTESCHWERMUT

SPEEKA

Ebenfalls als Sextett und nicht minder grenzenlos in den Einflüssen und Stilen präsentiert sich die britische Band Speeka. Das musikalische Herz sind die Londoner DJs Matt Smooth und Rob Mac Viele der Texte auf dem Debütalbum „Bespoke“hat der Poet Roger Robinson für die beiden Sängerinnen Alison David und Valerie Perkins verfasst. Prägnanter Teil von Randolf Metthews dezenten Arrangements, die zwischen Soul und Jazz, Dance und Downbeat oszillieren und auch HipHop, subtile Rock-Elemente und Folk enthalten, ist Geigerin Lucy Wilkins. Ebenso schwungvolle wie schwermütige Musik.

COUNTRYMITELECTRO

JIM WHITE

„Ten Miles To Go On A Nine Mile Road“ hieß ein verzweifelt-lebensmüder Song seines Debüts „Wrong-Eyed Jesus“ von 1997. Eines Tages erzählten Bekannte des Singer-Songwriters aus Florida, der damals mit seiner schwangeren Freundin in einem Wohnmobil lebte, sie hätten das Stück doch tatsächlich im Vatikan gehört – und dann geschah ein Wunder. Die britischen Trip-Hopper Morcheeba mochten den Song ebenfalls und haben nun Whites Album „No Such Place mitproduziert. Entstanden sind Liebes- und Lebenlieder aus knarzigem Americana mit Electro-Elementen.

WARMHERZIG

JOSH JOPLIN GROUP

Seine Inspirationen hat sich Ami Josh Joplin direkt vor Ort geholt: Mit der Akustik-Gitarre im Gepäck wanderte er zu den Heimatstädten von Bob Dylan, Kevin Kinney, Phil Ochs und Michelle Shocked. Danach suchte er sich die passenden Musiker für seine Band, deren Debüt „UsefulMusic“ nun Shawn Mulüns produziert hat. Darauf spielen sie warmherzigen, von leichter Melancholie durchzogenen Folk- und Country-Rock, gänzlich ungekünstelt, dennoch auch flott und verspielt Und wenn Joplin seine märchenhaften Geschichten singt, erinnert er manchmal fast an Michael Stipe.

GROSSER ALS GOTT

NICK CAVE AND THE BAD SEEDS

Gott und die Frauen sind Segen und Fluch zugleich. Von beiden singt, predigt, fleht und flucht der heilige Nick aufJVb More Shall We Part“ mit Sarkasmus und sakralem Gestus, tränenerstickt und doch trocken wie einer, der alles erlebt hat Und wenn er „Fifteen Feet Of Pure White Snow“ besingt, ist die Metapher größer als Gott.

GEBREMSTER ROCK

STEREOPHONICS

Macht das Trio aus Wales dort weiter, wo Oasis aufgehört haben? Oder wollen die Brit-Rocker sogar die neuen Rolling Stones sein? Dir drittes Album Just Enough Education To Perform“

beginnt nach Kirchengeläut mit dem lärmigen Classic-Rock’n‘-Roll-Stampfer „Vegas Two Time“, doch danach geht es eher gebremst weiter als auf den früheren Werken: Mal launig oder gut gelaunt wie bei „Lying In The Sun“, fast schon ein Popsong, oder träge und dennoch druckvoll wie bei »Mr. Writer“.

TROTZIGE HYMNEN

MANIC STREET PREACHERS

So mancher Kritiker gab den „Generation Terrorists keine Chance auf ein langes Leben im Rockbiz, auch wenn alle eingestanden, dass „Motorcycle Emptiness“ ein ganz großer Wurf war. Dann verschwand ihr Gitarrist Richey James Edwards, der wirrste dieser vier manischen Weltverneiner, die Band jedoch ist noch immer da und wird immer noch besser. Über trotzige Hymnen und emphatisch-erhebenden Kitsch hat sich das verbliebene Trio von anarchischen Revolutions-Rockern zu aufrechten, fast Optimismus verbreitenden Herzblut-Sozialisten gewandelt, wie auf ihrem neuen Album „Know Your Enemy“ etwa „Why So Sad“, „My Guernica“ oder „Baby Elian“ belegen.

ROTZIGER POWER-POP

ASH

Die Nordiren haben sich nie darum geschert, ob die Welt eine Band wie sie braucht oder ihren Power-Pop und ob es das nicht alles schon gegeben hat. Denn sie haben einfach und mehrfach schon die britischen Charts gestürmt, so auch mit dem neuen und vierten Album „Free All Angels“. Ash sind Mitte 20, pfeifen sich Drogen und Alkohol rein, schmettern rotzigen Teenager-Punk, setzen in „Candy“ plötzlich ein unfassbar säuselndes Orchester ein und freuen sich wie Buben über versaute Titel wie „Cherry Bomb“. Die ganz große Sause, Baby!

VERSCHROBEN

IAMKLOOT

Auf dem Cover hocken drei Penner mit Dosenbier, und ihm Song „Twist“ heißt es: „There’s blood on your legs/ I love you.“ Das Manchester-Trio I Am Kloot verbindet auf seinem Debüt „Natural History“ süßliche Melodien mit bösem Humor zu einer rauen Melancholie. Dafür benutzen sie fast nur akustische Instrumente, und Sänger und Gitarrist John Bramwell intoniert seine abgründigen Alltags- und Lovestories und bizarren Moritaten wie ein Chansonier. Ein verschrobenes kleines Meisterwerk, fast wie von den Tindersticks ohne Streicher.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates