Papa, Jonni hat gerappt !

Der Kernzielgruppe des Elektropop-Kindertrios Cecil Jonni Lauro wäre es rechtschaffen egal gewesen, wenn Stephan Remmler bei „Viva Interaktiv“ ins Bild gelaufen wäre und verkündet hätte, dass er der biologische Vater der drei Sänger ist. Die Kernzielgruppe ist selbst zu jung, um Remmlers altes Trio aus Großenkneten zu kennen, und dessen „Los Paul, du musst ihm voll in die Eier hau’n“ würde auf „Viva“ nicht laufen, auch nicht gegen Schmiergeld. Die wirklichen Themen verhandeln die Leute im Cecil Jonni Lauro-Online-Forum, wo kürzlich jemand die Diskussion lostrat, ob Cecil (15 Jahre) einen String-Tanga mit dem Muster der brasilianischen Flagge trage. Ein paar Teenager-Mädchen verirrten sich auf die Remmler- und Trio-Fanpage und hinterließen dort Liebeserklärungen an Remmlers Kinder, worauf die älteren Trio-Fans genervt und etwas hilflos reagierten.

Stephan Remmler, 57, lässt sich für die Presse nicht mit den Kindern fotografieren. Ein Geheimnis um seine Rolle als Vater und Produzent wäre aber spätestens dann geplatzt, wenn er bei den Promo-Terminen aufgetaucht wäre. Deshalb stand Remmlers Name (kleingedruckt) schon hinten auf dem Cover der ersten CJL-Single „Everybody Cha Cha“, einem Salsa-Partylied mit einigen HipHop-Gesten – für die seine Jungs einen amerikanischen Akzent ausprobierten, obwohl das Englisch, das sie am Wohnort Lanzarote in der Schule sprechen, eher britisch klingt. Sie seien mit Lernen, Tennisspielen und so weiter neben der Musik gut ausgelastet, sagt Cecil im Presse-Video, während der Vater „andauernd zu Hause“ sei. „Wenn wir eine Songidee haben und nicht weiterkommen oder keine Zeit haben“, erklärt Jonni (13) ausgelassen, „dann gehen wir zu unserem Vater, und er arbeitet so ein bisschen daran.“

Unten im Kinderzimmer sitzen die Söhne mit dem Mac, schicken die AudioLogic-Files nach oben ins Heimstudio des Vaters, der weitermacht und sie dann wieder runterschickt „Die Kids bringen die Grooves und die Styles, die machen manchmal die ganzen Playbacks“, sagt Remmler, „und das macht Spaß.“ Als sich genug angesammelt hatte, brannte er CDs für die Plattenfirmen. „Es ist natürlich ein Vorteil, dass ich diese Leute von früher kenne. Wenn ich zu denen sage: Ich hab da was, wollt ihr euch das mal anhören?, dann wird das auch angehört, anders als bei vielen Demos, die der falsche Mann in der Plattenfirma kurz anspielt und dann in den Papierkorb schmeißt.“

Remmler selbst wurde vor sechs Jahren aus dem letzten Vertrag entlassen, den er als Sänger mit der MCA hatte, mangels Erfolg. „Ein so dramatischer Entschluss war das nicht, es läuft halt so, wie es läuft. Ich hab dann angefangen, mich in die ganze Computerwelt reinzuarbeiten und Produktionstechnik zu lernen. Das ist ja das, was ich sowieso am liebsten mache, Lieder entwickeln.“ Eine eigene Platte will er nicht mehr veröffendichen – seine beste, das erste Trio-Album von 1981, ist vor kurzem in historisch-kritischer Edition neu erschienen. Und in so fruchtbarem Klima wuchsen besonders massive Gerüchte über eine Wiedervereinigung der Band. War nie in der Diskussion, sagt Remmler knapp. Tatsächlich lassen sich einige der Ankündigungen zum Schlagzeuger Peter Behrens zurückverfolgen, der (als einziger ohne Songwriting-Credits) vom früheren Ruhm nicht mehr viel hat Dass das Reunion-Projekt an Remmlers Gagen-Wünschen gescheitert sei, lässt der nicht so stehen: „Wenn ich nicht gleich sage: GeiL machen wir! – was ist das dann? Mein Veto?“

Für ihr Album haben Cecil Jonni Lauro einen Trio-Song gecovert „Anna – Letmein, Letmeout“ als Minimal-Electro und für Teenie-Tanzmusik auf überraschend gutem Niveau, wie einiges auf der Platte. Die Brüder nennen Justin Timberlake, Sean Paul oder 50 Cent als wichtigste Einflüsse, aber die aus heutiger Sicht lächerliche 80er-Coolness nehmen sie ernst, weil das schließlich ihr Vater ist „Den Song ,Danger Is‘ mögen sie“, sagt Stephan Remmlet „Sie sagen, das ist wie Red Hot Chili Peppers.“ JOACHIM hentschel Volksmusik

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