Universo Paralello Festival: Festivalmanager berichtet vom Rave-Massaker in Israel

Raz Gaster von Beyond Management war dabei, als die Hamas das Electrosound-Meeting in der Wüstenzone nahe Gaza überfiel

Die Zahlen sind erschütternd. Über 260 zumeist junge Menschen wurden beim Überfall der palästinensischen Terrormiliz Hamas auf einem Rave unweit des Gaza-Streifens getötet; weitere wurden vor laufender Digitalkamera verschleppt.

Nun meldet sich der Promoter Raz Gaster, der dort verschiedene Künstler vertreten hat. „Ein kompletter Albtraum. Was wir sahen, war ein heftiges Bombardement“, sagt der Mann von der international tätigen Agentur Beyond Management.

Wie diverse US-Medien berichten, darunter das Fachmagzin „Billboard“, erreichte Gaster Samstag, den 7. Oktober gegen halb sechs Morgens das Festivalgelände in der Wüstenzone.

Die Open Air Party Universo Parallelo hatte bereits am Abend zuvor begonnen. Sie sollte sich über den Samstag hinziehen. Die Veranstaltung nennt sich „Supernova Sukkot Gathering“ nach dem gleichnamigen jüdischen Feiertag. Der Rave ist ein Ableger des Festivalreihe „Paralello Universo“, die vor fast 20 Jahren in Brasilien gegründet wurde. Soundtechnisch handelt sich um eine Fortentwicklung der in Israel sehr beliebten Spielart Goa-Techno, die hier sich auf das Subgenre „Electronic Psytrance“ fokussiert hat. Ein Tanz-Happening für mehrere tausend Besucher.

Gaster beschreibt, dass eine Stunde nach seiner Ankunft die von der Hamas aus dem Gazastreifen abgefeuerten Raketen und Flugkörper auf dem Gelände detonierten. Das gezielte Bombardement erinnerte an die tödliche Attacke im Jahre 2015 auf Gäste eines Konzertes der Band Eagles of Death Metal im Pariser Nachtclub „Bataclan“. Offenbar wird gezielt als dekadent geltende westliche Popkultur angegriffen. Der Überfall war Teil eines umfassenden Hamas- und Hisbollah-Angriffs auf Israel.

„Gegen halb Sieben am Morgen hörten wir die ersten Explosionen“, so Gaster. „Wir verließen den Backstage-Bereich und sahen, dass überall heftiger Beschuss stattfand. Hunderte von Raketen und Mörsern flogen von überall her, und überall um uns herum gab es Explosionen!“

Laut seinen Angaben riet die Festival-Security anfangs allen Festivalbesuchern, sich auf den Boden zu legen und die Hände zum Schutz über den Kopf zu halten. Nach knapp zehn Minuten dann die Anweisung per Megafon: „Okay, alles in die Autos und los!“

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„In dem Moment, als die Ordner sagten: `Jetzt‘, sprintet ich los“, so Gaster, „habe ich keine Sekunde gewartet. Uns war klar, dass es ein Raketenangriff ist. Da muss man schnell sein.“

Da sein Auto in der Nähe der Bühne geparkt war, konnten Gaster und drei weitere Männer – darunter der Mitbegründer von Universo Paralello, Juarez Petrillo – sofort in Gasters Auto einsteigen. Minuten später ging es los. Nachdem Gaster sich vergewissert hatte, dass seine Künstler ebenfalls in Fahrzeugen saßen, die den Ort verließen.

Gaster sagt, er sei „superschnell gefahren und habe nicht angehalten. Auch nicht, als Raketen herunterkamen. Mein Instinkt sagte mir, halte nicht an, um Schutz zu suchen, fahre einfach … Wir fuhren so schnell, dass wir nicht einmal wussten, was wir taten.“

Gaster und die anderen schafften es zu einer 30 Kilometer entfernten Villa, die das Produktionsteam gemietet hatte. Über SMS und Anruf erfuhren sie, dass wenige Minuten nach ihrer Blitz-Flucht Hamas-Kämpfer „mit Maschinengewehren, mit Panzerfäusten, mit Granaten gekommen waren und einfach jeden abgeschlachtet hatten, den sie finden konnten“.

Die Angreifer wären etwa 20 Minuten nach der ersten Raketen-Attacke mit Motorrädern, Quads und Lastwagen gekommen. Gaster und seine Begleiter verwandelten ihr Anwesen in eine Kommandozentrale. Sie kontaktierten die israelische Armee, andere Sicherheitsdienste und „alle unsere Freunde, die wir persönlich kennen und die Schusswaffen besitzen und fähig sind, sich zu verteidigen.“

Während dessen trafen weitere Nachrichten ein, von denen, die noch auf dem Festivalgelände verblieben waren. Sie berichteten, dass die Angreifer auf flüchtende Raver in ihren Autos schossen.

Eine Freundin von Gaster berichtete, dass der Fahrer ihres Wagens angeschossen worden war und dass sie und eine andere Freundin sich leblos stellten, um nicht auch getötet zu werden. Er gibt an, dass diese Frauen insgesamt fünf Stunden dort verharrten, bevor sie gerettet wurden.

Aktuelle Meldungen vom Montag, den 09. Oktober sprechen gegen 08:30 Uhr mittlerweile von „mehr als 260 Opfern“, so der israelische Rettungsdienst Zaka.

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