Pauken & Trompeten

Die Westküsten-Band Hockey ist noch für jede Neuerung offen.

Ein frischer, innovativer Sound ist in den USA auch fernab von Brooklyn möglich. Das beweisen gerade die vier Jungs von Hockey, die sich über Urnwege in Los Angeles und Spokane in Portland/Oregon formierten, einen Umzug an die Ostküste planen sie derzeit nicht. Die Mittzwanziger sind eine ungewöhnliche Westküstenband, die ungeachtet der geograhischen Entfernung als legitimer Nachfolger von New Yorker Hipsters wie LCD Soundsystem und The Strokes gehandelt wird und schon vor Veröffentlichung des Debütalbums „Mind Chaos“ beträchtliche Zuschauermengen zum Schwitzen bringt.

Anfangs werkelten der Songwriter Ben Grubin und Bassist Jerm Reynolds noch als Duo an ihren Drumcomputern und Synthesizern herum. Sie spielten mehrere Jahre eine raue, reduzierte und vorwiegend elektronische Version dessen, was erst mit dem Schlagzeuger Anthony Stassi und Gitarristen Brian White zum aktuellen Hockey-Sound zusammenwuchs. „Das Problem waren damals die Liveauftritte, die Beats haben wir vorher aufgenommen und von einem iPod abgespielt, das hatte aber keine Wucht“, erklärt Grubin. „Und weil wir keine guten Produzenten sind, konnten wir uns auf diese Tracks nicht verlassen“, fügt er hinzu. Die Sensibilität für elektronische Tanzmusik ist den beiden trotz der traditionellen Besetzung geblieben. „Der Sound wurde verlässlicher, wir konnten uns plötzlich in alle möglichen Richtungen entwickeln“, sagt Reynolds über die Situation.

Der Bassist ist die treibende Kraft hinter Hockey, er wählte bewusst den leicht irritierenden Bandnamen, entwirft die Cover, und auch das bandeigene Leitmotiv stammt von ihm: „Wir wollen Musik machen, mit der wir uns selbst überraschen.“ Wohl deswegen ist „Mind Chaos“ kein reines Tanzalbum, trotz einer Handvoll hit- und clubtauglicher Titel, die geschickt Indie-Rock und Garagen-Punk mit Disco-Elementen und 60er-Jahre-Soul vereinbaren. „Als wir noch aufs College gingen, hat uns der ganze Party-Aspekt mehr interessiert, wir wollten eine Band sein, zu deren Musik man einfach nur tanzt, wir wollten so den DJ ersetzen“, erinnert sich Reynolds. Ihre Collegezeit ist noch nicht lange vorbei, aber Hockey überraschen sich bereits jetzt. Grubins Texte rücken immer mehr in den Mittelpunkt, dafür steht etwa das von Bob Dylan inspirierte „Four Holy Photos“, und gerade erst haben sie ein neues Bandmitglied aufgenommen, einen Keyboarder. „Wer weiß, in zwei Jahren spielen wir vielleicht mit Tuba und Posaune“, witzelt Reynolds.

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