Paul Simon: Musikhalle, Hamburg

Vor lauter Schießbuden, Gitarrensammlungen, Mischpulten und Scheinwerferbatterien sieht man den kleinen Mann vorn an der Bühne kaum. Zumindest nicht vom Rang aus, wo die notorischen Medienvertreter eins mit dem gemeinen Volk sind. Aber Paul Simon grüßt beim Applaus immer mal wieder gen Loge. Chapeau!

Weniger Geklöppel und Gerumpel – darunter ein ganz und gar sinnloses Schlagzeug-Solo von Steve Gadd – wäre prima gewesen. Natürlich funktionieren die Songs von „Graceland“ – besonders „The Boy In The Bubble“ und „The Myth Of Fingerprints“, während beim lauten „You Can Call Me Al“ das weltmusikalische Publikum enthemmt aus dem Polster springt. Die Stücke von „You’re The One“ dagegen bleiben fad – sogar die Lesung des gespenstischen „Darling Lorraine“ rührt nicht an. Wenn einige der Virtuosen mal die Bühne verlassen (es herrscht ein reger Betrieb von Auf- und Abtritten), ist Raum genug für „Homeward Bound“ und „I Am A Rock“ in Schlichtheit. Auch „Late In The Evening“, „50 Ways To Leave Your Lover“ und das wunderbare „The Late Great Johnny Ace“ wärmen das Herz. „Kodachrome“ verstümmelt Rhymin‘ Simon mutwillig, „Mrs. Robinson“ und „The Sound Of Silence“ (oder wie heißt es?) gibt’s gleich gar nicht. Aber zum Abschied ein etwas entkitschtes „Bridge Over Troubled Water“. Und, noch wichtiger: Leileilei, laleileilei! Still not crazy after all these years.

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