Pete Townshend über The Who, neues Material und seine Leidenschaft für Lady Gaga

Pete Townshend schreibt in seinen Memoiren über sein Leben als Gitarrist der legendären Band The Who. Bei einer Lesung in New York sprach der Musiker über seine Einflüsse, die bis in seine Kindheit zurückreichen, sein eigenes Songwriting und die Zukunft von The Who.

Who I Am: Die Autobiographie“ (Im Originaltitel Who I Am: A Memoir), geschrieben von Pete Townshend, erscheint bei uns am 29. November. In einem Gespräch mit unserem US-Kollegen Jann S. Wenner vom ROLLING STONE sprach der Gitarrist von The Who im Rahmen einer Lesung über die Zukunft der legendären Band, über eigenes neues Material und seine turbulente Kindheit.

Das Buch zu schreiben, gestaltete sich als lyrische Odyssee für Townshend. Begonnen hatte er es bereits 1997, warf dann aber das Handtuch, weil der Verlag ein „Sex, Drugs und Rock & Roll-Buch wollte „, was Townshend jedoch nicht mit machen wollte. „Ich hab es dann 2005 noch einmal versucht, es aber dann wieder fallen lassen. Dann habe ich auf die Uhr gesehen und mir gesagt: ‚Ich bin 66, ich sollte das fertig kriegen!'“

Die Autobiographie zwang Townshend auch zur Auseinandersetzung mit seiner Kindheit. „Ich habe auf einmal verstanden, warum mein Schreiben so dunkel, warum so viel meiner kühlen Bühnenpräsenz aggressiv und wütend war,“ beschreibt er die Gespräche mit seiner Mutter, die ihm helfen sollten, sich wieder an Dinge zu erinnern, die er schon lange verdrängt hatte. „Durch das Buch habe ich verstanden, wer ich bin.“ Er sprach auch darüber, wie problematisch das Zusammenleben mit seiner Großmutter war. Im Alter von sechs bis sieben Jahren wohnte er bei ihr. Nach Aussage Townshends war sie eine sehr „viktorianische, dominante, tyranische und verdrehte [Frau] mit keinerlei moralischen Werten.“

Das Gespräch kam dann natürlich auch auf Biographien anderer Künstler, die Townshend selbst gerne liest. Mit auf seiner Liste: Bob Dylans „Chronicles“, die er für sehr „poetisch“ hält. Weniger begeistert war er hingegen von Eric Claptons „Clapton“: „Er ist so ein guter Freund, aber ich denke, er stellt sich selbst als zu unkompliziert dar. Ich denke, er ist viel tiefgründiger, dunkler, viel interessanter, als er sich selbst in seinem Buch porträtiert.“

Wenner führte das Gespräch im Anschluss zum Thema The Who nach dem Tod von John Entwistle im Jahr 2002: „Wir spürten den Geist von Keith [Moon] und John.“ Der ehemalige Schlagzeuger war bereits 1978 verstorben. „Die zweite Phase von The Who in diesem Sinne war, als wir so um 2000/2001 wieder anfingen, auf Tour zu gehen. Wir waren immer noch in der Lage, vor allem dank Zak Starkey, den Sound heraufzubeschwören,“ erinnert sich Townshend. „Jetzt ist das trotz Zak viel schwieriger. Johns [Entwistle] Sound war sehr groß und organisch. Als John starb, fehlte etwas in der Klangkulisse auf der Bühne, aber es war mir möglich da reinzugrätschen und mir Raum zu schaffen. Und als Gitarrist, das muss ich zugeben, bevorzuge ich es, ohne John zu arbeiten. Aber als Mitglied von The Who muss gesagt werden, dass der Drive, der unglaubliche, mächtige, intuitive Sound weg ist. Ich kann das nicht noch einmal machen.“ Klingt also nicht so, als wäre neues Studiomaterial in Sicht.

Townshend selbst schreibt jedoch „wahrscheinlich alle paar Tage“ einen neuen Song. Seit 20 Jahren gab es dennoch kein Soloalbum von dem Musiker zu hören. „Ich habe ein großes Sammelsurium unvollendeten Materials.“

Seine musikalischen Einflüsse finden sich dabei durchaus auch in der modernen Popmusik. „Ich durchstöbere Spotify, last.fm und auch iTunes und zieh mir dann die Sachen auf mein iPhone.“ Auch Lady Gaga sei da gerne Mal dabei.

Derzeit arbeitet Townshend an einem neuen Projekt, dem Musical „Floss“. Es beschreibt laut Townshend das Leben „im Terror, in Angst, im Unwohlsein innerhalb der eigenen Zukunftsängste und der Sorge um die Zukunft unsere Kinder. Wir machen uns Sorgen um den Planeten, über Terrorismus, darüber, dass wir nicht mehr so leben können, wie wir es wollen.“ Zu Zwei Dritteln soll es schon fertig sein, bleibt nur zu hoffen, dass es sich bei dem Stück um kein utopisches Weltuntergangsszenario handelt.

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