Punkt-Landung

Gerade erst hatten Herman Dune die Leichtigkeit entdeckt - da verließ Band-Bruder Andre die Band

Es gibt eine Menge zu klären, wenn man über die nachfolgende Band sprechen möchte. Erstens ist da die Sache mit dem „ü“. Früher nannte sich die Band „Herman Düne“, auf dem neuen Album „Giant“, das bereits im Herbst letzten Jahres in England und Frankreich erschien und nun auch bei uns offiziell zu bekommen ist, steht aber „Herman Dune“. „Ich hab die Punkte runter genommen vom ,u'“, erklärt Sänger und Songwriter David-Ivar Hermann-Düne, äh, pardon, Herman-Dune. „Vor allem im Internet bringen Umlaute nur Probleme, Amerikaner können sie auf ihren Tastaturen nicht schreiben, und wenn man ihnen eine Mail schreibt, kriegen sie nur seltsames Zeichengewirr.“

In Amerika, genauer gesagt in Brooklyn, haben Herman Dune auch einige Jahre verbracht und ihre Antifolk-Freunde Kimya Dawson, Jeffrey und Jack Lewis, Adam Green, Schwerevon! etc im Konzert und bei Plattenaufnahmen begleitet. Ihre eigene Musik wollen die Herman-Dune-Band-Brüder (zu denen neben David-Ivar bisher auch Andre und Neman gehörten) aber nicht mit dem Antifolk-Label beklebt sehen: „Aber wenn man mich fragt, ob wir dazu gehören, sag ich trotzdem meistens ja“, so David-Ivar. „Denn ich muss mich von denen nicht distanzieren, das sind ja meine Freunde.“

Woher sie kommen, wohin sie gehören, das ist bei Herman-Dune nicht so einfach zu beantworten. Je nach Quelle stammen sie aus Frankreich, Schweden, der Schweiz oder den USA. „Das liegt daran, dass so viele Leute aus allen möglichen Ländern bei uns mitspielen und bei jedem Album wieder andere dabei sind“, sagt David-Ivar, der aus Schweden stammt und in Paris lebt. Andre Herman-Dune, acht offizielle Alben (die Zahl der privat veröffentlichten Platten geht in die Dutzende) lang zweiter Sänger, Songschreiber, Gitarrist und Saxofonist, lebt in Berlin und hat die Band nach den Aufnahmen zum neuen Album verlassen. „Er wollte wohl nicht mehr auf Tour gehen“, erklärt David-Icar, „ich hab ihn letzte Woche getroffen. Er war sehr glücklich und schreibt jetzt Jazz-Stücke für Saxofon.“

Damit ist „Giant“ wohl das letzte Album, auf dem wir die charakteristische Songmischung der beiden ungleichen Bandbrüder hören können. David-Ivars naive, gut gelaunte und enorm eingängige Hits, die klingen, als habe Jonathan Richman bei Cat Stevens Gesangsunterricht genommen, und Andres bittersüße Balladen und grüblerische, oft komische Beobachtungen, die auf dem letzten Album „Not On Top“ mit Gastsängerin Julie Doiron besonders schön gerieten. „Nach ‚Not On Top‘ haben wir uns geschworen, so lange zu warten, bis wir endlich ein Album machen können, das so klingt, wie wir es wollen. Mit Bläsern, weiblichem Harmoniegesang, Bongos, vielen Mikrofonen live in einem großen Studio aufgenommen. Auch wenn wir fünf Jahre warten müssen, bis wir das Geld dafür zusammen haben.“ Es ging viel schneller, weil das französische, mit dem Plattenmajor EMI verbandelte Source-Label ihnen ein für ihre Verhältnisse fürstliches Budget zur Verfügung stellte, mit dem sie ein Studio in North Wales mieten und ihre Freunde aus New York rüberfliegen konnten. Allen voran ihre Freundin Lisa Li-Lund und das Gesangsduo The Baby Skins, die zu dritt die Harmonien einsangen. Sie sind für diese wundervoll leichte Pop-Platte das Tüpfelchen auf dem „i“ – oder sollte man sagen: „“die Punkte auf dem „u“?

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