16 Horsepower: Hypnotischer Galopp

Im Galopp durchquert David Eugene Edwards die amerikanische Musikgeschichte, durchmißt hundert Jahre Einsamkeit, überwindet die Rocky Mountains, den Rio Grande, das Monument Valley und die großen Einöden.

„Sackcloth ’n‘ Ashes“, das Debüt seines Trios 16 Horsepower, ist ein Rollgriff durch die archaische Welt von Schuld und Sühne, Grausamkeit und Tod, erzählt in einem biblischen Tonfall – halb Western, halb Religionsdrama. Gespielt werden diese Drei-Minuten-Passionen auf Standbaß, Schlagzeug, Banjo, Gitarre und einem (deutschen) Bandoneon aus dem letzten Jahrhundert, das Edwards bei einem Trödler erstanden haben will. Was womöglich wie museale Pose wirkt, löst sich auf der Bühne in natürliche Einheit auf: Edwards sitzt versunken auf einem Barhocker, verdreht flehentlich die Augen und heult ins Mikrofon, die Mitspieler sorgen für hypnotischen Rhythmus. Alles schwingt, es gibt kaum einen Moment angehaltenen Atems. Immer wieder muß an zwei verwandte Vorgänger von David Edwards erinnert werden, ebensolche Prediger der Verzweiflung und des Wüsten: an Jeffrey Lee Pierce vom Gun Qub und an Nick Cave. Wie in ihrer Musik, erklingt in den Songs von 16 Horsepower , die Heillosigkeit ebenso wie die Hoffnung – im Diesseits.

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