2009 :: Westernhagen erfüllt sich einen Traum und spielt in New York eine Platte mit Könnern wie Larry Campbell und Peter Stroud ein. Die Musik ist großherzig, atmet gleichzeitig urbanes New York und US-amerikanische Weite. Nicht zuletzt der Vater seiner Frau hatte ihn ermutigt, sich seiner Blues-Wurzeln wieder stärker zu erinnern.

Und so wendet Müller-Westernhagen, wie er ganz offiziell seit einiger Zeit wieder heißt, seine Songs in Richtung Folkrock, Blues, Hippie-Soul und Südstaatenballaden. Der Kulturaustausch gelingt nicht immer, doch viele Songs sind sehr gut. Die Willy-DeVille-TexMex-Schnulze „Mit beiden Füßen auf dem Boden“, der akustische Songwriter-Folk von „Liebeswahn“, der schwer trottende Chicago-Blues von „Wir haben die Schnauze voll“ – das ist alles famos und seelenvoll musiziert.

Ein Lied heißt „Ein Mann zwischen den Zeilen“, da klingt die Westernhagen-Band beinahe ein bisschen nach den Wallflowers. Der Mann zwischen den Zeilen, so kann man sich Westernhagen doch gut vorstellen. „Ich bin ein Mann zwischen den Zeilen/ Mich kann man nicht erklären/ Zwischen den Zeilen/ Steht so viel mehr.“

Müller über Westernhagen

Der Musiker reflektiert sein Werk

Nicht alle meine Alben haben für mich bis heute eine hohe Relevanz, aber mit einigen von ihnen bin ich nach wie vor sehr zufrieden. „Das erste Mal“ ist für mich immer noch ein gutes Album, weil es von so einer erfrischenden Naivität geprägt ist. Das komplette Album wurde innerhalb von zwei Wochen geschrieben und aufgenommen. Man hört bis heute das Staunen und die Begeisterung, das erste Mal im Studio gewesen zu sein und die eigene Musik aufnehmen zu dürfen.

Dann finde ich, dass „Pfefferminz“ unbedingt was hat. Sehr echt und unperfekt auf ziemlich erfrischende Art und Weise. Für mich persönlich waren außerdem die Alben „Die Sonne so rot“ und „Lausige Zeiten“ sehr wichtig, weil sie einen Aufbruch zu neuen Ufern bedeuteten, das war eine musikalisch aufregende Phase für mich.

Außerdem mag ich „Westernhagen“ und finde bis heute, dass „Halleluja“ wirklich ein sehr, sehr gutes Album ist. Dann geht das bei mir eigentlich erst wieder los mit „In den Wahnsinn“, „Nahaufnahme“ und „Williamsburg“, obwohl diese Alben sehr verschieden sind. Aber das sind Platten, mit denen ich weitestgehend zufrieden bin.

Ganz zufrieden bin ich eigentlich nie, aber das ist auch in Ordnung so. Diese gewisse Rest-Unzufriedenheit und der Wille, es beim nächsten Mal besser zu machen, sind ja meine kreative Triebfeder. Aufgezeichnet von Torsten Groß

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates