3,5 Feist The Reminder
Mit ihrem letzten Album, das hierzulande fälschlicherweise als Debüt wahrgenommen wurde, hat es Feist allen gezeigt: Vorher war sie eine von vielen Broken Social Scene-Mitgliedern, viele hielten die Kanadierin auch für einen Sidekick von Gonzales, mit dem sie als Duo durch die Clubs getourt war. Leslie Feist war schon damals hübsch, charmant, witzig und man ahnte das Talent. Doch die großartige Leichtigkeit von „Let It Die“, dieser raffinierte Bossa-Folk-Pop, das traf einen trotzdem völlig unvorbereitet.
Glücklicherweise passierte das, wovon Plattenfirmen immer träumen: Einer sagte es dem anderen, und plötzlich war das Album eine Art inoffizieller Hit. „The Reminder“ knüpft daran an und ist dennoch anders, vielfältiger. Vielleicht liegt es daran, dass diesmal nicht nur Renaud Letang produziert hat, sondern auch Gonzales und Feist selber. „Sea Lion Woman“ stammt eigentlich aus dem Repertoire von Nina Simone, wurde aber auch von Feist schon erfolgreich bei eigenen Konzerten getestet. Ein großartige Mischung aus Gospel und Dance-Track – elektronisch, mitreißend und ganz anders als die Songs von „Let It Die“. „Past In Present“ ist fast ein Rocksong, zwar unplugged, aber dennoch ganz schön ungestüm. Dafür ist „Water“ mächtig tief und seltsam traurig. Verloren schwebt die Stimme der Sängerin zwischen Klavier und Vibraton. Der Sound ist weit, tief und dennoch klar. „The Limit To Your Love“ hat Feist zusammen mit Gonzales geschrieben, wie schon viele Songs auf „Let It Die“. Und tatsächlich ist da wieder diese von Morgensonne durchflutete Melancholie, die so schön ist, dass man fast den Schmerz dahinter vergisst. „1234“ bietet mehr vom gleichen Stoff und lässt Banjo, Western-Piano und scharfe Bläsersätze munter Zwiesprache halten. Hit! „Honey Honey“
besitzt die Schwere des amerikanischen Südens, allerdings in minimalistischer Künstlichkeit präsentiert. Blues, Gospel und Electronica, dazu eine verlorene Harfe, wie schön das klingt. „How My Heart Behaves“ bietet zum Finale noch einmal pure und unverkitschte Romantik. Man wird lange Freude haben, an diesem ganz besonderen Merkzettel, (polydor)