4,0Kristin Hersh :: Learn To Sing Like A Star

Widerborstig, vielseitig, rührend: Die muss nichts mehr lernen Den Titel hat sie aus dem Betreff einer patzigen Spam-Mail. Doch solche Sprüche hat Kristin Hersh sicher auch häufiger von A&R-Leuten aus der Industrie gehört. Wenn sie darauf gehört hätte! Das kehlige Heisern, das verletzliche Wüten, das rauchige Raunen, alles versandet in formatierter Beliebigkeit? Undenkbar. Nicht, dass sie jemals Talent zum braven Goldkehlchen gehabt hätte. Aber nach 20 Jahren im Geschäft und dem famosen Comeback ihrer Throwing Muses vor vier Jahren glückt der 40-Jährigen solo nun doch ein besonders exquisiter Beweis ihrer kreativen Widerborstigkeit.

Mit Band-Kollege David Nareizo an den Drums und Streicher-Einheiten der Briten Martin und Kimberlee McCarrick (Cello & Violine) bringt sie wuchtigen Zeitlupen-Druck mit Melodiösität zusammen, ruppige Powerchords, monströse Distortion und kakophonische Apokalypse mit süßem und fragilem Schönklang. „You are wanted, you are wanted!“, ruft sie im rabiaten Opener „In Shock“.

Wir leisten wehrlos Folge, blättert Hersh im Weiteren doch einen farbenprächtigen Klang-Bilderbogen auf, der oft sprachlos macht. Sie raspelt „Day Glo“ zur Janis-Joplin-Revision und weiß: „Getting up is what hurts“. Sie haut kraftvoll zu, als wolle sie ihre Akustische ganz streichholzklein trümmern („Sugarbaby“) und lässt in „Vertigo“, einem schier berauschenden Gänsehautzieher, folkige Intimität mit abgrundtiefer Verzweiflung koexistieren: „Isn’t it a lousy drug, isn’t it a pretty fall.“ Sie kommt mit nirvanaesken Tönen und einem feinen Soundzitat von Edwyn Collins‘,AGirl Like You“ daher („Under The Gun“) – und liefert eine anrührende vokale Großtat nach der anderen ab.

Die drei instrumentalen Tracks sind keine zweckfreien „Füller“, sondern willkommene Gelegenheiten, um emotional wieder zu Atem zu kommen.

Vier Jahre ist der Vorgänger „The Grotro“ schon alt. Aber es kommt eben nicht darauf an, wie lange man wartet, sondern auf wen und auf was. (4AD/ BEGGARS)

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