Aerosmith :: Just Push Play

Die Ästheten der Cover-Gestaltung reimen und rocken auf Zwang.

Es ist ja nicht so schlimm, wenn einem nach 31 Jahren und 17 Studio-Alben mal die Puste ausgeht. Schöner wäre es halt gewesen, wenn Aerosmith schon nach dem letzten, sehr schwachen“Mne /.oes“gemerkt hätten, dass sie so nicht weiter machen können. Stattdessen ist hier alles beim Alten, nur langweiliger. Just Push Play“ ist „Pump“ ohne den Schwung, „Get A Grip“ ohne den Wortwitz – es ist Aerosmith ohne den meist spaßigen, manchmal peinlichen Mut zur Übertreibung. Keine Exaltiertheit mehr, nur noch ein müder Aufguss alter Ideen.

Ab einem gewissen Alter wird es unerträglich, wenn einer dauernd anzügliche Texte dichtet und dabei immer höher kreischt Steven Tylers Mundpartie ist mit den Jahren stetig dominanter geworden – inzwischen ist der Mann nur noch Mund plus Falten und tendiert ins Affenartige. Um so weiter reißt er das Maul auf. Und so klingt auch Aerosmiths Musik: ein Wulst an Blabla mit altbackenen Rias und dem ewig gleichen Mustet Irgendwie obszön.

Entweder setzen Tyler und Gitarristjoe Perry (natürlich doch wieder mit etlichen „Hitschreibern“) auf dröhnende, durchaus dynamische Rock-Songs, die nach vorne gehen, ohne allerdings je vom Schema abzuweichen. Beim Titelsong werden halbherzig Scratehing, ein ferweis auf „Walk This Way“ und am Ende ein paar Sekunden Jamaica-Feeling eingebaut- ein Feigenblatt auf eines von vielen 08/15-Liedern. Für „Under My Skin“ist ihnen gleich gar keine vernünftige Melodie eingefallen, und „Outta Ybur Head“ rappt ein bisschen, aber dann setzt wieder ein stumpfsinniger Chorus ein. Malen nach Zahlen, mehr nicht Oder sie schlachten das Grauen aus, an dessen Erfolgszug um die Welt sie mitschuldig sind: die Power-Ballade. In diesem Jahr heißt sie „Avant Garden“ (Wortspiel! Hurra!), Liv Tyler darf kaum hörbar dazwischenflüstern und bestimmt auch wieder im Video mitspielen. Oder man koppelt „Luv Lies“ aus, das Weisheiten beinhaltet wie: „When loneliness and paranoia feeds me/ God help the person who needs me.“ Das, so sei gewarnt, ist einer der originellsten Reime auf diesem Album. Möglicherweise ein Selbstporträt. Aber vor allem ein Eimer Stuss.

„Just Push Play“ No, thanks.

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