An Horse :: Walls

Quirlige bis herzlich sehnende Popsongs vom australischen Duo

Schon das Debüt von An Horse war erfreulich: Das australische Duo kreierte aus Drums und E-Gitarre einen Prä-Grunge-90s-Indie-Punk-Rock, der ganz ohne Allüren und übertriebene Attitüden auskam. Vielmehr war das Album durchzogen von einer warmherzig-freundlichen Melancholie – ein bisschen teenage angst, aber ohne Neurosen, ein bisschen shoegazing, aber ohne Weinerlichkeit. Tegan And Sara, musikalisch nicht weit entfernt, nahmen sich des Duos an und brachten es in die USA.

Nun teilen Kate Cooper (Gesang, Gitarre) und Damon Cox (Schlagzeug) mit den kanadischen Zwillingen nicht nur die Bühnen, sondern auch den Produzenten: Howard Redekopp hievt An Horse mit „Walls“ auf die nächste Stufe. An dem niedlich-schroffen Klang des Vorgängers „Rearrange Beds“ hat sich nicht viel geändert, doch die Arrangements werden voller, hochfliegender. Nun ist das herzliche Sehnen in den Liedern von An Horse deutlicher zu hören – gleich der Opener „Dressed Sharply“ ist eine ausgewachsene Single, die nicht nur im Indierockradio gut ankommen wird. Beim folgenden „Not Mine“ will Cooper raus aus dem inneren Ge- fängnis und endlich nicht mehr so mies drauf sein. „Alright, that’s enough, Twin Peaks‘ for one night/ Your heart is just fine.“ Klingt wie Erwachsenwerden.

Es folgt eine ganze Reihe freundlicher Lieder, die nicht immer umwerfend komponiert sind, aber quirlig sympathisch, melancholisch jubilierend und froh machend. Keine Ahnung, welche Art von Mauern im Albumtitel gemeint sind – für das eigene künstlerische Vorankommen haben An Horse jedenfalls einige durchbrochen. (Grand Hotel van Cleef) Jörn Schlüter

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