Andreas Neumeister – Könnte Köln Sein
Könnte Köln Sein (Suhrkamp, 16.80 Euro) von Andreas Neumeister ist ein experimenteller Collage-Roman, eine Prosafuge, ein Reisesudelbuch, ein ausgekippter Zettelkasten, je nachdem. Neumeister reist durch die Welt, nach Rom, Berlin, zurück nach „Mjunik“, später auch nach New York, Frankfurt, Paris und Los Angeles, sieht sich langsam zerfallende oder gerade entstehende Architektur an und interpretiert bzw. illuminiert sie zum einen als Kristallisationspunkte von Geschichte und zugleich als Manifestationen der jeweils kurrenten Ideologie. Wie schon in seinem Vorgängerbuch „Angela Davis löscht ihre Website“ gibt er das Narrative ganz dran, er montiert kleine Prosafragmente in einem karg-elliptischen, wenig einladenden Skizzenstil und spielt mit harten Schnitten. Bisweilen ganz suggestiv, etwa wenn er am Anfang der Seite den riesigen Villenkomplex Kaiser Hadrians beschreibt und dann am Ende ein anderes Bild brüsk dagegenschneidet: „Welcher römischen Villa ist diese kalifornische Villa dieses Pressemilliardärs nördlich von Santa Barbara nachgebaut?“ Aber über die volle Distanz wirkt dieses betont Unpreziöse dann doch seltsam preziös. Und anstrengend noch dazu, weil man die Hälfte der Anspielungen nicht versteht und weil seine ruinöse Diktion, die vermutlich das sprachliche Äquivalent der besuchten Baustellen sein soll, nicht die nötigen Schauwerte besitzt, die einen für die Reiseanstrengungen belohnen.