Andy Trinkler – In The Middle Of Nowhere

Denkt er im Zusammenhang mit der Schweiz an Musik, dann kommen dem gemeinen Westdeutschen spontan nur Trachtenkapellen, Jodler oder Mundart-Barden in den Sinn (blame it on the TV). Daß es im Land der lila Kühe aber auch verkable Rockmusiker gibt, ist hierzulande ein ebenso gutgehütetes Geheimnis wie jenseits der Alpen das der Banken.

Andy Trinkler, im Hauptberuf Lokführer der SBB, ist solch ein Geheimnis. Und man fragt sich warum, hat der Mann doch kapiert, was uns etwa Lee Clayton, Chris Darrow oder Guy Clark sagen wollen und vor allen Dingen – wie sie das, was sie uns sagen wollen, rüberzubringen wissen. Als Eisenbahner eh ein Reisender, zieht es Trinkler immer wieder in die Ferne, speziell in die Staaten, wo ihm die Figuren seiner Songs – Bums, Alkies, Junkies oder Hobos – en masse über den Weg laufen und prompt in seinem Notizbuch verewigt werden.

Die Vorstellung, daß aus den Beobachtungen dieser Randfiguren, denen Trinkler statt Betroffenheit Bewunderung zollt daheim im Führerhaus seines rhythmisch über die Gleise ratternden Stahlkolosses eingängige und zupackende Songs werden, liegt bei der Vita und Arbeitsweise dieses Musikers auf der Hand.

Trinklers musikalische Heimat sind die Roadsongs. die wehmütigen Balladen und der Folk, er weiß die akustische Gitarre so zu streicheln, wie er die elektrische hin und wieder brutal zu quälen versteht. Und er hätte mit diesem Album sicher einen respektablen Wurf gelandet, wäre seine Stimme auf Dauer nicht so monoton und würde seine Begleitband nicht gelegentlich zu sehr im Amateurlager musizieren. Dem Drummer z. B. könnten ein paar Übungsstunden gewiß nicht schaden.

Summa summarum: Vom Ansatz her (Songwriting und Gitarrenspiel) recht beachtlich, doch zu einem wirklich „runden“ Album braucht es halt mehr. Auch in der Schweiz.

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