Ann Peebles – Brand New Classics/Candi Staton – His Hands

Die Rückkehr großer Soul-Stimmen aus der güldenen Ära. Frau kann es so machen wie Ann Peebles. einst neben Al Green die zweite, große Kraft in Willie Mitchells Hi-Records-Stall in Memphis: stilvoll die Legende verwalten. Was in ihrem Fall heißt: Klassiker im Akustik-Soul-Gewand neu einkleiden. Zwei Songs stehen exemplarisch für Scheitern und Gelingen dieses Konzepts. Liebe Ann Peebles, niemand braucht von Ihnen eine neue Version von „I’m Gonna Tear Your Playhouse Down“. An Ihr definitives Original aus 1972 wird auch in 100 Jahren niemand heranreichen, und die großen, bösen Jungs haben immer noch das Graham Parker-Cover (auf „Stick To Me“). Dann schon lieber „I Want To Know What Love Is“. Ja, genau, die alte Foreigner-Schnulze. Man muss deren Sänger Lou Gramm nicht, wie Peebles, gleich für einen der größten nach Otis Redding und Luther Vandross halten, um zu erkennen, dass in diesem Song tatsächlich eine Menge Soul haust. Und den kitzelt Peebles raus, mit dieser für sie so typischen Mischung aus Understatement und Emphase.

Frau kann es aber auch so machen wie Candi Staton, einst in den Fußstapfen von Aretha Franklin und Etta James etwa vierte Kraft in den Muscle Shoals Studios und später vor der Flasche in die Kirche geflüchtet. Sich von einem kundigen Plattenmann (die soll’s noch geben…) einen Trip nach Nashville organisieren lassen, wo Produzent Mark Nevers (Lambchop, Bobby Bare Sen & Jr. etc.) in seinem Heimstudio schon alles bereitet hatte und – historische Fußnote! – auch Muscle Shoals-Legende Barry Beckett seine Hammond B3 auspacken durfte.

Was fehlt da noch? Genau: ein Song von Will Oldham. Ein neuer Song von Will Oldham. Es wurde gleich der Titelsong, und das verwundert nicht, erzählt er doch das persönliche (Männer-)Drama der Candi Staton mit jener unterschwelligen Bedrohlichkeit, die einst schon das Original von „I’m Gonna Tear Your Playhouse Down“ so unabweisbar gemacht hatte. Weshalb man über die Hände dieses Mannes auch nur zwei Dinge wissen muss. „They were vicious, and they were small“, singt Staton. Oldham soll geweint haben, als Nevers ihm die Aufnahme übers Telefon vorspielte. Der Rest ist nicht ganz so umwertend, aber würdig, profund und gut. Ergibt einen satten Auswärtssieg für die Frau aus Atlanta.

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