Armor For Sleep – Smile For Them :: College-Pop-Punk, nur für feine Teenager-Ohren unterscheidbar

Wenn die jungen Menschen Nordamerikas mit ihrer Musik Geld verdienen wollen, dann machen sie gern College-Punk, und damit es alle merken, muss mindestens einer Teile der Schuluniform tragen, gern Krawatte und weißes Hemd. Auch die Kanadier Simple Plan und Armor For Sleep aus New Jersey erfüllen dieses Distinktions-Soll, aber beide Bands sind der Pausenhalle längst entwachsen und erproben das Stadionformat.

Simple Plan befleißigen sich dafür einer gewissen stilistischen Diversifikation. Sie drehen sich einmal zu oft den Saft ab, tunken ihre weichen Herzen in Britpop-Kuvertüre, etwa bei „Save You“, „I Can Wait Forever“, „Love Is A Lie“ ist das tausendmal gehörte, mit einer Bratgitarre aufgepulverte Top-Ten-Stöffchen. Am überzeugendsten klingen sie, ¿wenn sie sich einfach auf ihre Kernkompetenz konzentrieren und Krach machen.

Es gibt einen schönen Effekt, wenn man im Anschluss Armor For Sleep hört, denn die Band klingt zunächst absolut identisch. Man findet hier den gleichen, mit fetten Distortion-Gitarren gepufferten, trotzdem seltsam kommoden, unaufdringlichen Pop-Punk. Und man fragt sich: Hat der Adoleszente von heute so ein feines Sensorium, vergleichbar dem Eskimo, der die Farbe des Schnees zu unterscheiden weiß? Nach und nach erkennt man dann doch die kleinen Unterschiede: Hauptsongwriter Ben Jorgensen hat die passioniertere Stimme, hier wird etwas mehr gelitten. Man spielt zudem gern mit der Dynamik, wildert dafür nicht in artfremden Genres. Und in der Produktion steckt dieses Gran Dreck, das den Beweis erbringen soll, dass hier Menschen am Werk sind und keine Replikanten.

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