Billy Bob Thornton – The Edge Of The World :: Sanctuary

Die Sache mit Jimmy Don hat Billy Bob nie verwunden. Seinem schon 1988 verstorbenen, nicht nur als besseren Musiker verehrten Bruder hat Thornton sein zweites Solo-Album gewidmet. „It should have been me“, schreibt er tatsächlich ins Booklet. Wir wissen nicht, ob Schuldgefühle prinzipiell ein schlechtes Motiv für gute Musik sind. Nur, dass Billy Bob sich genötigt sah, zwei sehr durchschnittliche Southern-Pop-Songs von Jimmy Don als Leitmotiv für „The Edge Of The World“ zu verewigen. Wovon es den einen („Island Avenue“) zudem bereits auf dem Benefiz-Album „Hollywood Goes Wild“ gab (wo so was durchgehen mag). Und dass auch die eigenen Versuche, der tragischen Wendung hinterherzuspüren, nur zerspielte Klischees wie „The Desperate One“ und „Fast Hearts“ hervorbringen.

Die Sache mit Angelina wird Billy Bob vielleicht auch nie verwinden. „The Edge Of The World“ und „God“ (!) sind unschwer als Nachlese auf die Hollywood-Trennung in 2002 zu lesen. Als larmoyante, ja gehässige Zeugnisse verletzten Stolzes. „Now you know that I’m nearly dead, I’ll just bet that it kind of warms you“, singt Thornton. Glaubt er das wirklich? Bevor’s mal wieder ganz pauschal die (überforderten) Kinder richten sollen als großer „Savior“.

Der Sache hier hätte ein richtiger Produzent gut getan. Doch Marty Stuart, der auf Thorntons besserem Debüt „Private Radio“ auch noch den Co-Autor gab, schlug nur für das große Akustik-Finale „To The End Of Time“ auf. Und Daniel Lanois konnte nur das Country-Gelübde „Midnight Train“ retten. So erhob keiner Einspruch, als der gebrochene Billy Bob Zuflucht ausgerechnet bei Tracy Chapman („Baby Can I Hold You“) suchte, nachdem er schon das Fred Neil- bzw. Harry Nilsson-Monument „Everybody’s Talking“ erschütterte.

Später darf Joe Walsh ein Joe-Walsh-Solo eageln und die Styx-Delegation Tommy Shaw und James Young Background singen, es gibt „Parties“ und (psychedelische) Reprisen zuhauf und eine deplatzierte Frank- Zappa-Hommage („Do God Wop“). Und plötzlich gibt der Musiker Billy Bob Thornton eine Rolle, die ihm auf der Leinwand stets fern war. Den blasierten Selbstdarsteller, der sich vielleicht ein bisschen zu wichtig nimmt Dabei hätte ihm Warren Zevon (R.I.P.), der hier immerhin einmal kurz rappt und einmal orgelt, doch wirklich noch sagen können, wie’s anders geht So aber ist diese Platte tatsächlich (fast) so doof wie ihr Cover. Hätte ich nicht gedacht.

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