Blur

Think Tank

Capitol / EMI

Damon Albarns Rest-Truppe verwirrt mit elektronisch überladenen, ein wenig verkopften Sound-Installationen

Was geht noch nach der Entgrenzung, der Konfusion und Zerstörung von „13“? Damon Albarn hatte sich in wahrhaft kosmische Sphären geschraubt – alles Irdische überließ er den Gorillaz und ein paar Malinesen. So unsympathisch der Mann sein mag – das Fehlen von Forschungsdrang und Erneuerungswillen ist ihm nicht vorzuwerfen.

„Think Tank“ ist so einige Milchstraßen weit von den alten Triumphen „Modern Life Is Rubbish“ und „Parklife“ entfernt. Die Platte lässt den gesamten Britpop als einen Haufen von Simpeln zurück. Gitarren mögen irgendwo noch versteckt sein, doch in den überbordenden, geräuschvollen, aus allen Ecken unheimlich tönenden Installationen sind sie naturgemäß fest ohne Bedeutung. Andererseits bratzt „Crazy Beat“ derart sägend und brummend los wie „Song 2“, allerdings durch mehrere Verzerrer geschickt Auch Albarns Gesang kommt gegen die aufgeschichteten Klangwälle nicht mehr an. „Out Of Time“, flirrend pseudo-afrikanisch und melancholisch, merkt man an, was ein Forschungsreisender so lernen kann. Der Abschied des Gitarristen Graham Coxon macht sich, fast möchte man schreiben: leider gar nicht bemerkbar.

Wer programmiert bloß all diese Maschinen, wer liefert die scheppernden, wummernden, doch seltsam transparenten Sounds? Jawohl, Norman Cook und seine Kollegen haben ganze Arbeit geleistet. Sie haben nette Melodien wie die von „On The Way To The Club“ mit interessantem Klimbim aufgeblasen, Irrsinn wie „Moroccan Peoples Revolutionary Bowls Club“ zugerichtet, den wunderbaren, halbwegs konventionellen „Sweet Song“ so bittersüß gemacht.

Albarn setzt bei manchen Stücken da an, wo David Byrne mit „Life In The Bush Of Ghosts“ aufhörte. Songs wie „Brothers And Sisters“ sind Tanzmusik mit Elektronik und Ethno-Wumms. Und was postmodernes Getöse und Kriegs-Protest angeht, hat Madonnas Mirwais keine Chance. Blur übernehmen die Spitze des revolution chic.

Wie aber soll der analog erzogene Hörer das verkraften? Alle Probanden stammelten unentschlossen. Sogar die Klugscheißer englischer Journale finden das Album „schwierig“.

Ich finde es umwerfend und würde es niemals hören, wenn Gäste (außer Replikanten) da sind. Wie grandios ist „Battery In Your Leg“! Man kann sich auch eine Frikadelle ans Knie nageln.