Bright Eyes – Lifted Or The Story Is In The Soil…: :: Erstaunliche Kammerpop-Songs aus der Provinz von Nebraska

Die Kreativität von Beck, das Songwriting-Talent von Stuart Murdoch, die eigenwillige Weltkugel von Will Oldham, Nick Drakes Empfindsamkeit und Cobains Zerstörungswut. Es ist ein weites, ein ingeniöses Feld, auf dem der Bright Eyes-Kopf Conor Oberst da logiert. Doch völlig zu Recht, denn die Bilanz des gerade einmal 22-jährigen Songschreibers aus Nebraska ist so vielschichtig wie beeindruckend. Seien es die diversen musikalischen Nebenprojekte oder Hunderte von Liedern, die der Amerikaner bereits für andere Bands schrieb – Oberst hält sich mit der Verwirklichung seiner Visionen nie zu lange auf.

Wo die letzte Bright Eyes-LP „“Fevers And Mirros“ die Sentimentalität noch eher zart andeutete, wird Oberst auf „Lifted“ deutlicher zum lebenslustigen Gejagten seiner eigenen Albträume. Das über acht Minuten lange „“The Big Picture“, übrigens kein echtes Lied, sondern eher ein gemurmelter Beipackzettel, nimmt den Hörer zunächst einmal in die Pflicht. Der Sänger betrachtet seine Platte als besagtes „“Big Picture“, zu dessen Erschließung Fantasie und Vertrauen die Grundzutaten sind. Dann aber eröffnet Oberst seine Chronik der Traumhöhlen, mal beängstigend, mal aufmunternd. Wohlige Wärme wird mit Gänsehaut konfrontiert, Depressionen durch ein zartes Lächeln vertrieben. Und im nächsten Song ist wieder alles anders. Die Texte sind lyrisch, geschlossen, hochinteressant und dennoch immer nur Fragmente eines offenbar niemals ruhenden Kopfes. Mal geht es um die Philosophie des Gesanges, dann werden bestimmte Mädchen angeheult und kapriziöse Dramulette gesponnen. Oder, wie im wunderbaren „“Bowls Of Oranges“, kleine Wege gegen das Allein-Sein gesucht und auch gefunden.

Musikalisch dominiert wie gehabt eine Bruchbude aus Geige, Gitarre, Piano und Pedal Steel, dazwischen immer wieder Bläser. Nur gelegentlich, wie im beschwörenden „“Don’t Know When But A Day Is Gonna Come“, bricht die Band aus der Melancholie für einen Moment aus. Insgesamt charmantester Low-Fi, natürlich kein Anti-Folk, sondern reine Headmusic der wunderbarsten Art. Und endlich wieder einer, der es kann!

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